nachdenkliche Kellnerin
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14.10.2021

Tourismus-Ausbildung: Alarmierendes Problem beim Nachwuchs

Nur jeder zweite Tourismus-Lehrling in Tirol will nach der Ausbildung in der Branche weiterarbeiten. Was die Hauptgründe dafür sind und inwiefern die Pandemie eine Rolle spielt, zeigt eine Befragung durch die AK Jugendexperten.

Dem Tourismus laufen die Mitarbeiter davon. Schon lange ist es kein Geheimnis mehr, dass die heimischen Fachkräfte fehlen. Corona hat die Situation weiter verschärft, denn die letzten übriggebliebenen Tourismusbeschäftigten verloren über Nacht ihren Job oder waren in Kurzarbeit und haben sich deshalb umgeschult. Die Konsequenz ist jetzt unter den Hoteliers und Gastronomen deutlich zu spüren: Es fehlen die Mitarbeiter. Und auch in Zukunft könnte das so bleiben, wie eine Umfrage der AK Jugendabteilung unter den Tiroler Tourismus-Lehrlingen unterstreicht.

Jeder Zweite weg

Lediglich 46 % Prozent der Befragten geben an, dass sie nach der Lehrzeit in diesem Beruf weiterarbeiten möchten. Ein Fünftel hat sich schon dagegen entschieden, der Rest ist noch unentschlossen. Als Hauptgrund für einen Berufswechsel sehen 61 % die Arbeitszeiten. Viele Beschäftigte müssen am Wochenende oder Abend arbeiten und haben frei, wenn Freunde oder Familie im Büro sitzen. Das wird unmittelbar mit einer schlechten Work-Life-Balance verbunden, die 37 % angeben. Auch die Entlohnung sowie das Betriebsklima stimmen die angehenden Tourismusfachkräfte unzufrieden. Hinzu kommen fehlende oder erst spät verteilte Dienstpläne, die so gut wie keine Freizeitplanung zulassen, und Urlaubstage, die nur konsumiert werden dürfen, wenn der Betrieb geschlossen hat. Auch Stress am Arbeitsplatz, psychische Probleme oder veränderte Interessen lassen Lehrlinge in andere Bereiche abwandern, wie in den Sozialbereich. Einen Wechsel könnten sich die Befragten auch in ein Büro, in die Lebensmittel-Branche oder in die Selbstständigkeit vorstellen.

Mitverantwortlich für dieses Ergebnis ist u. a. die Corona-Pandemie: Die Umfrage gibt auch Aufschluss über die Beschäftigung in den Lehrbetrieben während des Lockdowns. Von März 2020 bis zu den Öffnungen im Hotel- und Gastgewerbe im Mai 2021 haben 7 % der Lehrlinge überhaupt nie gearbeitet. Das führt zu massiven Problemen in der Ausbildung, denn durch die Kurzarbeit konnten Lehrinhalte im Betrieb nur in reduziertem Ausmaß vermittelt werden. Nur knapp ein Fünftel der Lehrlinge wurde wie gewohnt ausgebildet, mit 76 % war der überwiegende Teil zumindest teilweise im Dienst. Die Mehrheit davon aber nur ein paar Stunden, weshalb auch bei dieser Gruppe Abstriche in der Ausbildung erkennbar sind. Knapp die Hälfte der anwesenden Lehrlinge wurde nicht wie vor der Pandemie ausgebildet, sondern musste andere Arbeiten verrichten. Waren sie nicht im Betrieb, haben knapp 37 % nichts gemacht. Nur 18 % arbeiteten in einem anderen Betrieb oder besuchten einen fachlichen Weiterbildungskurs, der Großteil ging zur Berufsschule oder konsumierte Urlaub.

Problemfeld Schule

Der steigende Trend, der Tourismusbranche nach der Ausbildung den Rücken zu kehren, ist nicht nur unter den Lehrlingen, sondern auch an den Tourismusschulen nichts Ungewöhnliches. Im Schnitt besuchen 300 Schülerinnen und Schüler jedes Jahr eine Abschlussklasse an einer der fünf Tourismusschulen in Tirol. Würden alle Absolventen ihre Kenntnisse danach in der Branche einsetzen, würden wohl viel weniger Hoteliers und Gastronomen nach Mitarbeitern suchen. Doch das ist aus den bereits genannten Gründen nicht der Fall. So bleibt das Problem des Fachkräftemangels bestehen.

Hauptgründe, nicht mehr im Tourismus zu arbeiten:

  • ungünstige Arbeitszeiten
  • fehlende Planbarkeit
  • schlechte Work-Life-Balance
  • geringe Entlohnung
  • belastetes Betriebsklima

Bei Fragen und Problemen helfen die Jugendexperten der AK Tirol unter 0800/22 55 22 – 1566.

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