AK Präsident Erwin Zangerl steht mit verschränkten Armen da, im Hintergrund Büsche und Sträucher
© AK Tirol/Lair
21.6.2024

Jedes 6. Kind ist in den Sommerferien tagsüber unbetreut zuhause!

"Wir müssen die Kinderbetreuung im Sommer endlich ausbauen", fordert AK Präsident Erwin Zangerl angesichts des aktuellen Zwischenergebnisses im Rahmen der laufenden AK Schulkostenstudie. Eine Betreuung für ganze neun Wochen Sommerferien zu finden ist schwierig und stellt für viele Eltern eine große Herausforderung dar. 35 Prozent der Eltern gaben an, dass es ziemlich bis sehr schwierig war, für alle Kinder ein passendes Angebot zu finden. Besonders belastet sind einmal mehr Haushalte mit niedrigem Budget.

Das erfreuliche Ergebnis zuerst: Für 53 % der Tiroler Eltern war es zwar sehr bzw. ziemlich leicht, Kinderbetreuung in den Sommerferien sicherzustellen. Aber: Mehr als ein Drittel (35 %) sagten, dass es ziemlich bis sehr schwierig war, für alle Kinder ein passendes Angebot zu finden. Besonders Haushalte, die finanziell benachteiligt sind (55 %), tun sich schwer, ein Angebot, das vor allem leistbar ist, zu finden.

Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Tiroler Familien (51 %) fühlt sich durch diese extra Aufgabe, nämlich eine gute und passende Betreuung für ihre Kinder zu finden, zeitlich sehr belastet. Bei Alleinerziehenden steigt dieser zeitliche Druck nochmals an (56 %).

So gab eine Mutter im Zuge der Online-Befragung an: „Ohne die Betreuungsangebote der AK wüsste ich als Alleinerziehende mit Vollzeit-Job nicht, wie den Sommer bewältigen, da es sonst keine Betreuung in der Nähe gibt.“

Zangerl: "Wir werden hier weiter Druck machen!"

„Die AK Tirol kümmert sich um die Sorgen und Nöte der Arbeitnehmerfamilien. Leider zeigt sich in der von der AK in Auftrag gegebenen aktuellen Befragung wieder einmal sehr deutlich, wo es im Argen liegt“, betont AK Präsident Erwin Zangerl. „Deshalb sorgen wir auch seit Jahren für kostengünstige Kinderferien-Angebote und für qualitätsvolle Tagesbetreuung im Rahmen der AK Sommerschule Plus.“ Das könne jedoch auf Dauer nicht die Lösung eines grundlegenden strukturellen Problems sein. „Es ist Aufgabe der öffentlichen Hand, für Verbesserungen zu sorgen, und das möglichst rasch“, fordert Tirols AK Präsident die politisch Verantwortlichen auf, hier gegenzusteuern und betont: „Wir werden hier weiter Druck machen.“

offen gesagt

"Leider zeigt sich in der von der AK in Auftrag gegebenen aktuellen Befragung wieder einmal sehr deutlich, wo es im Argen liegt!"

Erwin Zangerl,
AK Präsident

zitiert

"Ohne die
Betreuungsangebote der AK wüsste ich
als Alleinerziehende mit Vollzeit-Job nicht, wie den Sommer
bewältigen, da es sonst keine
Betreuung in der Nähe gibt."

Eine Mutter bei der
Online-Befragung



Finanzielle Belastung

Auch der finanzielle Aspekt darf nicht vergessen werden, da viele der Kurse und Angebote kostenpflichtig sind. Für 47 % der Tiroler Eltern stellt die Sommerferien-Betreuung eine finanzielle Belastung dar, bei finanziell schlechter gestellten Haushalten beträgt die Belastung 70 % und bei Alleinerziehenden 61 %.

Banges Warten auf Bestätigung

59 Prozent geben an, dass das Organisieren der Sommerbetreuung herausfordernd ist. Die Anmeldungen müssen – um einen Platz zu ergattern – teilweise schon zu Jahresbeginn erfolgen, einem Zeitpunkt, zu dem viele berufstätige Eltern noch nicht einmal wissen, ob und wie lange ihnen ein Urlaub genehmigt wird. Bis Eltern die Bestätigung bekommen, ob das Kind in der Ferienbetreuung aufgenommen ist oder nicht (meist April oder Mai), herrscht großes Bangen. Denn kurz vor Ferienbeginn noch freie Kursplätze in Wohnortnähe zu finden, stellt sich zumeist als sehr schwierig heraus.

65 % der Eltern verwenden Urlaub oder Zeitguthaben

Auf die Frage, wie Eltern die Betreuung ihrer Kinder voraussichtlich organisieren bzw. wer auf ihre Kinder tagsüber aufpassen wird (Mehrfachantworten möglich), meinten 71 %, dass sie das selbst bzw. 50 % der/die Partner/in übernehmen wird.
65 % der berufstätigen Eltern greifen dazu auf Urlaub oder bestehendes Zeitguthaben zurück. Viele versuchen auch durch (zusätzliches) Homeoffice die Betreuung der Kinder sicherzustellen (38 %). 22 % gaben an, dass sie ohnehin zu Hause sind (Karenz, Job mit Ferien, Pension, arbeitslos…).

Sollte die Betreuung selbst oder durch den/die Partner/in nicht möglich sein, dann können 62 % auf die Unterstützung der Großeltern oder der älteren Geschwister zählen (12 %).

7 % nutzen AK Sommerschule

20 % der Kinder verbringen einige Ferienwochen in Lerncamps und 7 % machen vom Angebot der AK Sommerschule Gebrauch.

Jedes 6. Kind ist in den Sommerferien tagsüber umbetreut zuhause

Erschreckenderweise ist jedes sechste Kind (16 %) in den Sommerferien tagsüber unbetreut zuhause.
Bei denjenigen Kindern, die tagsüber alleine sind, handelt es sich um 15 % Volksschüler:innen, also Kinder zwischen 6 und 10 Jahren.
Bei den 10-14 Jährigen sind es sogar 33 %, die in den Ferien tagsüber unbetreut sind.

Sommerschule des Bundes: oft nicht bekannt oder wird nicht angeboten

Auf die Frage, ob Eltern die „Sommerschule“ des Bundes kennen, gaben 21 % der Tiroler Eltern an, diese zwar zu kennen, aber dass sie nicht an der Stammschule angeboten wird bzw. das Angebot mit den Betreuungs- bzw. Arbeitszeiten nicht vereinbar sei (5 %). 28 % der befragten Tiroler Eltern kennen das Angebot der Sommerschule vom Bund überhaupt nicht, weitere 15 % geben an, dass sie keinerlei Info darüber von der Schule erhalten haben.

Betreuung kostet im Schnitt 239 Euro

Kostenpflichtige Angebote in den Ferien schlagen sich auch im Geldbörserl nieder. Tiroler Eltern geben an, dass sich die Ausgaben für den Sommer pro Kind auf 238 Euro belaufen werden.

Was Eltern wichtig ist:

  • Der Faktor Leistbarkeit ist für 90 % der Tiroler Eltern wichtig.
  • Für 95 % ist es wichtig, dass die Ferienbetreuung auch den Interessen des Kindes entspricht und sie nicht nur in einem Kurs „untergebracht“ werden.
  • Für 93% spielt die Wohnortnähe bzw. die Erreichbarkeit und für weitere 83 % die Qualität/Vertrauenswürdigkeit des Angebots eine große Rolle.
  • Bezüglich der Öffnungszeiten sagen 81% der Tiroler Eltern, dass dies ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der Ferienbetreuung ist.
  • Viele Eltern wollen, dass sich ihre Kinder in den Ferien auch wirklich erholen und Spaß haben. Daher hat die schulische Förderung (Lernen, Stoff wiederholen etc.) in der Ferienbetreuung nur bei 42 % der Tiroler Eltern eine hohe Priorität.
  • Neun Wochen Ferien sind zwar toll für die Kinder, aber für berufstätige Eltern eine echte Herausforderung. Deshalb sind viele der Tiroler Eltern für eine Verkürzung der Sommerferien. 41 Prozent finden, dass sechs Wochen Sommerferien für die Kinder passend und gleichzeitig – mit Blick auf die Kinderbetreuung – gut machbar sind. 16 % finden nach wie vor neun Wochen passend, 14 % sind der Meinung, sieben Wochen wären ideal, und 12 % sind für fünf Wochen Sommerferien.

Auf die Frage, was den Eltern helfen würde, die Betreuung ihrer Kinder in den Sommerferien sicherzustellen, wurden folgende Antworten am häufigsten gegeben:

  • bessere, flächendeckende, zeitlich flexiblere und finanziell leistbare Angebote
  • Angebote am Schulstandort
  • Verkürzung der Sommerferien
  • zusätzliche Urlaubswochen bzw. Sommer-Kinderbetreuungsgeld für berufstätige Eltern

zur Erhebung

foresight hat zwischen 7. und 16. Juni 2024 im Auftrag der Arbeiterkammern im Zuge der Panel-Studie zu den Schulkosten eine Zwischenbefragung zum Thema „Ferienbetreuung“ durchgeführt. Bundesweit wurden 1.021 Eltern-Haushalte mit 1.277 Schulkindern befragt, in der Stichprobe Tirol 280 Eltern-Haushalte mit 360 Schulkindern.

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