Schüler
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14.12.2023

Familien müssen wegen Teuerung bei der Verpflegung der Kinder sparen!

Die 1. Zwischenbefragung im Rahmen der laufenden AK Schulkostenstudie bringt alarmierende Ergebnisse: Die Teuerung trifft Familien schwer – durch steigende Kosten wird es für viele eng. Eltern und Schüler:innen stehen enorm unter Druck und müssen fehlende Ressourcen der Schule ausgleichen. Deutlich sichtbar wird das im ersten Schulquartal. Ergebnisse der AK Schulkostenstudie zeigen, dass Familien den Schulerfolg privat finanzieren und organisieren. Insbesondere in Zeiten der Teuerung können sich viele das aber schlicht nicht leisten. Auch in Tirol müssen Eltern deutliche Abstriche machen, die finanzielle Belastung durch die Schulkosten ist groß. All das bereitet Tiroler Eltern große Zukunftssorgen.

„Es ist unfassbar, wie sehr wir Kinder und Jugendliche in einem so reichen Land wie Österreich ihrem Schicksal überlassen“, kritisiert Tirols AK Präsident Erwin Zangerl. „Obwohl jedes Kind die Grundkompetenzen beherrschen und seine Stärken entwickeln können sollte, hängt guter Schulerfolg in Österreich nur allzu oft davon ab, ob Eltern Zeit und Geld haben, um ihre Kinder entsprechend zu unterstützen.“ Deshalb fordert die AK Tirol: „Wir brauchen eine Schule, in der die Kinder genug Zeit und Unterstützung bekommen, damit sie das Gelernte durch individuelles Üben festigen können. Denn wir können uns Schulen, die mangelhaft ausgestattet sind, nicht mehr leisten.“

offen gesagt

„Im ganzen Land fehlen uns die Fachkräfte und die
Bildungspolitik sieht immer noch zu, wie sich Eltern – aber vor allem oft die Mütter -
zwischen ihrem Teilzeit-Job und der Schulzeit ihrer Kinder abstrampeln. Es kann nicht sein, dass Eltern nach einem langen Arbeitstag
nacharbeiten müssen, was
im Schulsystem nicht
ausreichend Platz findet!“

Erwin Zangerl,
AK Präsident

Kosten zum Schulstart: österreichweit durchschnittlich 304 Euro pro Kind

Seit Sommer 2023 führt die Arbeiterkammer in Kooperation mit SORA die groß angelegte AK Schulkostenstudie durch. Österreichweit dokumentieren mehr als 2.500 Haushalte ein Jahr lang regelmäßig alle anfallenden Schulkosten ihrer Kinder.

Dabei wurde bereits im September 2023 deutlich, dass die Kosten zum Start ins neue Schuljahr hoch sind: Durchschnittlich gaben Eltern zum heurigen Schulstart 304 Euro pro Kind aus. Rund ein Drittel entfällt dabei auf allgemeine Schulsachen (Schultasche, Stifte, etc.), gefolgt von fachspezifischen Schulsachen (Werkzeugkoffer, Schürze, Schutzbrille) sowie EDV-Anschaffungen.
Auf die Schultypen verteilt ergab sich folgendes Bild: Die durchschnittlichen Schulstartkosten lagen für Volksschulkinder bei 266 Euro, in Schulen der Sekundarstufe I bei 291 Euro und in der Sekundarstufe II bei durchschnittlich 520 Euro pro Kind. Gerade in der Sekundarstufe II machen allein EDV-Anschaffungen die Hälfte der Schulstartkosten pro Kind aus.

Knapp zwei Monate nach dem Schulstart wollte die Arbeiterkammer nun wissen, wie stark Eltern in Zeiten der immensen Teuerung von diesen Schulstartkosten und dem Schullalltag belastet sind und was sich Eltern als Entlastung wünschen. Insgesamt beantworteten österreichweit 1.594 Eltern (Haushalte) zwischen dem 20. und 27. November 2023 die Teilbefragung zum Semesterstart. Für einige Bereiche gibt es auch Auswertungen für die einzelnen Bundesländer.

Schulkosten sind für viele Eltern sehr belastend

Die Ergebnisse zeigen nun, dass sich nur ein Teil der Eltern die Schulstartkosten von 304 Euro (Österreich-Schnitt) ohne Probleme leisten konnte.
61 Prozent der Tiroler Eltern gaben an, dass die Ausgaben für den Schulbesuch ihrer Kinder sehr oder ziemlich belastend sind. Dabei unterscheidet sich die wahrgenommene Belastung der Eltern kaum danach, welchen Schultyp ihr Kind besucht.
Deutliche Unterschiede zeigen sich im Österreich-Schnitt für finanziell benachteiligte Gruppen. Gerade für alleinerziehende Eltern (73 Prozent) oder armutsgefährdete Familien (86 Prozent) werden Schulausgaben zur starken finanziellen Belastung.

 

Quelle: AK Schulkostenstudie, 1. Zwischenbefragung (20. - 27.November 2023). N=1.594 Eltern.

Teuerung: Tiroler Eltern müssen deutliche Abstriche machen!

Die gegenwärtige Teuerung hinterlässt handfeste Spuren. Sie führt dazu, dass Eltern gezwungen sind, auch bei den Schulkosten ihrer Kinder deutlich zu sparen.
Rund ein Drittel der befragten Eltern in Tirol (32 Prozent) muss nach eigenen Angaben häufig oder sehr häufig Abstriche machen.
Das führt sogar dazu, dass Eltern bei der Verpflegung ihrer Kinder einsparen. Bei jeder fünften Familie (20 Prozent) kommt diese Situation sehr oder ziemlich häufig vor. Besonders betroffen sind armutsgefährdete Familien, in denen sich die Situation dramatisch zuspitzt. Hier gibt fast jede zweite Familie an, dass sie auf Grund der gegenwärtigen Kostenbelastung durch die Teuerung auch bei der Verpflegung ihrer Kinder sehr oder ziemlich oft einsparen muss (48 Prozent). Auch in alleinerziehenden Haushalten ist jede dritte Familie (33 Prozent) gezwungen, sehr oder ziemlich häufig bei der Verpflegung Abstriche zu machen.

„Es darf erst gar nicht so weit kommen, dass Kinder wegen der Teuerung auf Verpflegung verzichten müssen. Das ist für ein reiches Land wie Österreich einfach unwürdig“, ist Zangerl entsetzt. „Wie sollen Kinder mit leerem Magen lernen und sich entwickeln! Und trotzdem: Viel zu viele Familien machen sich große Sorgen, wie sie die kommenden Monate das Notwendigste bezahlen können.“

Tirol: Sorgen über die Zukunftschancen der eigenen Kinder steigen

Dass diese stark belastende Situation nicht spurlos an den Familien und ihren Kindern vorbei geht, wird in den vorliegenden Ergebnissen der AK Schulkostenstudie ebenfalls sehr deutlich.
Mehr als jede zweite Tiroler Familie (52 Prozent) macht sich sehr oder ziemlich große Sorgen um die Zukunftschancen ihrer Kinder.
Aber finanziell benachteiligte Gruppen, die am meisten von der Teuerung und den entsprechenden Einsparungen betroffen sind, bangen regelrecht um die Zukunftschancen ihrer Kinder. 64 Prozent der alleinerziehenden Eltern haben sehr oder ziemlich große Sorgen um die Zukunftschancen ihrer Kinder; in armutsgefährdeten Familien sind es 82 Prozent.

Belastung auch durch fehlende Nachmittagsbetreuung

Schule funktioniert für den überwiegenden Teil der Kinder und Jugendlichen nur durch die Unterstützung zu Hause. Nach der Schule sind es Eltern, in sehr vielen Fällen die Mütter, die Kindern und Jugendlichen beim Aufgabenmachen und beim Lernen und Üben unterstützen.
Unbeschwerte Familienfreizeit bleibt unter der Woche oft auf der Strecke. Jede zweite Mutter (52 Prozent) gibt in der aktuellen Befragung der Arbeiterkammer an, nur deshalb in Teilzeit zu arbeiten.

„Im ganzen Land fehlen uns die Fachkräfte und die Bildungspolitik sieht immer noch zu, wie sich Eltern – aber vor allem oft die Mütter - zwischen ihrem Teilzeit-Job und der Schulzeit ihrer Kinder abstrampeln. Es kann nicht sein, dass Eltern nach einem langen Arbeitstag nacharbeiten müssen, was im Schulsystem nicht ausreichend Platz findet!“, so Zangerl. „Die AK Tirol geht deshalb mit gutem Beispiel voraus und ermöglicht den Arbeitnehmerfamilien ganzjährig und tirolweit kostenlose Lernbegleitung ab der 5. Schulstufe am BFI.“

Quelle: AK Schulkostenstudie, 1. Zwischenbefragung (20-27.11.23). N=1.594 Eltern.

Die Arbeiterkammer fordert daher

  • eine Bildungspolitik, die jedem Kind die Möglichkeit auf Bildungsteilhabe bietet, Grundkompetenzen vermittelt und Stärken entfaltet.
  • Schulkosten in Zeiten der Teuerung sofort drastisch zu reduzieren: Es braucht ein Budget für Schulmaterialien, das Lehrer:innen unbürokratisch verwenden können, um Kinder und Jugendliche mit den notwendigen Materialien auszustatten. Schulkosten und Bildungsteilhabe dürfen Familien finanziell nicht zusätzlich unter Druck bringen.
  • Entlastungen für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende: Die Arbeiterkammer fordert die Bundesregierung auf, ein Entlastungspaket (Anhebung Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, Unterhaltsgarantie) sowie spezifische Unterstützungsangebote (z. B. Ferien- und Lerncamps) zu schaffen. Dabei ist auch eine weitere Anhebung und Ausweitung der Schüler:innenbeihilfe unerlässlich.
  • Teilhabe in der Freizeit sicherzustellen: Es braucht niederschwellige Fördertöpfe und Freizeitangebote, um im Bereich der Freizeitförderung die Teilhabemöglichkeiten für alle Kinder und Jugendliche sicherzustellen.
  • Lernräume für alle zu eröffnen und kostenlose hochwertige Ganztagsschulen flächendeckend anzubieten: Die Ganztagsschule entlastet Eltern vom Lernen mit den Kindern und von teurer privater Nachhilfe.

Daten zur Studie
Zwischenbefragung der AK Schulkostenstudie: 1.594 Eltern von Schüler:innen, österreichweit, November 2023, durchgeführt durch das SORA-Institut

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