Mädchen sitzt vor Laptop am Schreibtisch.
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27.8.2024

AK Studie: Hohe Schulkosten bringen viele Eltern in eine verzweifelte Lage!

Durchschnittlich 1.878 Euro mussten Tiroler Eltern im Schuljahr 2023/24 pro Kind ausgeben, um 645 Euro mehr als noch vor 3 Jahren. Die durchschnittlichen Kosten für alle Kinder im Haushalt stiegen von 1.796 Euro um fast 70 % auf 3.037 Euro! Und: Einkommensschwächere Haushalte müssen im Schnitt 15 Prozent (!) ihres Haushaltseinkommens für Schulkosten aufbringen. – Soweit das Ergebnis der aktuellen AK Schulkostenerhebung, für die Eltern ein Jahr lang die Ausgaben für den Schulbesuch ihrer Kinder notiert haben. Sie ist ein weiterer Beleg dafür, dass Bildung auf dem Papier zwar kostenfrei ist, aber der Bildungserfolg der Kinder immer noch stark vom Einkommen der Eltern abhängt. Angesichts des bevorstehenden Schulstarts appelliert die Arbeiterkammer, Familien endlich von diesen Zusatzkosten zu entlasten.

Eltern haben für den Schulbesuch ihrer Kinder immer noch hohe Kosten zu tragen – obwohl der Schulbesuch an einer öffentlichen Schule in Österreich per Gesetz kostenlos sein müsste. Als wäre die finanzielle Belastung für Familien mit niedrigem Einkommen nicht schon schlimm genug, hat die Teuerung der letzten Jahre diese Entwicklung noch befeuert.

Viele Details dazu liefert die aktuelle AK Schulkosten-Erhebung, für die Eltern ein Jahr lang die Ausgaben notiert haben. Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier!

OFFEN GESAGT

„Das Ergebnis der aktuellen AK Schulkosten-Studie ist ein klarer Auftrag an die politisch Verantwortlichen! Denn kein Kind darf um seinen Schulerfolg gebracht werden, weil sich die Eltern die Schulkosten nicht leisten können.“

Erwin Zangerl
AK Präsident



Tirol: 1.878 Euro pro Jahr und Kind

In Tirol stiegen die durchschnittlichen Kosten für den Schulbesuch pro Kind drastisch an. Lagen sie 2020/21 noch bei 1.233 Euro, so sind es drei Jahre später bereits 1.878 Euro, um satte 645 Euro mehr als noch 2020/21. (Im Österreich-Durchschnitt waren es im Schuljahr 2023/24 sogar 2.223 Euro pro Jahr und Kind, um 51,43 Prozent mehr als noch 2020/21 mit 1.468 Euro.)

Auch die durchschnittlichen Tiroler Haushaltsausgaben stiegen: Gab ein durchschnittlicher Tiroler Haushalt 2020/21 noch 1.796 Euro für den Schulbesuch aller Kinder im Haushalt aus, so sind es nun mit durchschnittlich 3.037 Euro (+ 1.241 Euro) um knapp 70 % mehr.

„Die Entwicklung ist alarmierend, denn viele Familien mit niedrigem Haushaltseinkommen und Alleinerzieher:innen können sich solche zusätzlichen Ausgaben schwer bis gar nicht leisten“, ist AK Präsident Erwin Zangerl besorgt. „Das Ergebnis der aktuellen AK Schulkosten-Studie ist ein klarer Auftrag an die politisch Verantwortlichen in Land und Bund! Denn kein Kind darf um seinen Schulerfolg gebracht werden, weil sich die Eltern die Schulkosten nicht mehr leisten können“, so Zangerl. Die AK Tirol hat deshalb nicht nur viele Forderungen und Vorschläge für Verbesserungen unterbreitet, sondern sie sorgt auch mit kostenlosen Lernbegleitungsangeboten dafür, dass die Familien zumindest beim Thema Nachhilfe entlastet werden.

Eltern in verzweifelter Lage

Eltern möchten die bestmögliche Ausbildung für ihre Kinder – unabhängig vom eigenen Bildungshintergrund und der eigenen Einkommenssituation: So gaben mehr als 80 % aller Eltern österreichweit an, dass sie bereit sind, für den schulischen Erfolg ihrer Kinder finanzielle Opfer zu bringen. Doch diese finanziellen Opfer sind sehr ungleich verteilt: 

Im Schnitt geben Tiroler Familien 8 % ihres gesamten Haushaltsjahreseinkommens für den Schulbesuch ihrer Kinder aus.
Deutlich stärker finanziell belastet sind vor allem Alleinerziehende, Haushalte im unteren Einkommensdrittel und armutsgefährdete Haushalte (= Haushalte mit einem Einkommen von maximal 2.800 Euro netto pro Monat) – diese müssen jeweils 15 % ihres Haushaltseinkommens für Schulkosten aufbringen!
Im Vergleich dazu müssen beispielsweise Tiroler Haushalte im oberen Einkommensdrittel ( = mehr als 4.000 Euro netto pro Monat) nur 4 % für Schulkosten aufwenden. Auch hier wird abermals deutlich, wie Schulkosten zu Bildungsungleichheiten beitragen.

Oberstufe: 2.575 Euro pro Kind und Schuljahr

Differenziert nach Schulstufe zeigt sich, dass die höchsten Schulkosten für Schüler:innen in der Sekundarstufe II anfallen. Während etwa bei Kindern in niedrigeren Schulstufen bzw. in der Unterstufe die Kosten für Betreuung und allgemeine Schulsachen höher sind, fallen ab der Oberstufe vermehrt Kosten für technische Ausrüstung wie z. B. Tablets, Computer sowie fachspezifisches Material an.

Bei berufsbildenden mittleren und höheren Schulen müssen auch fachspezifisches Schulmaterial, Kleidung und technisches Equipment gekauft werden. Schüler:innen einer HLW brauchen z. B. entsprechende Kochutensilien wie Messer und Uniformen, um am Unterricht teilnehmen zu können.

Laufende Kosten während des Schuljahres

Nach 700 Euro im Schuljahr 2020/21 gab es für die Tiroler Haushalte im Jahr 2023/24 eine deutliche Steigerung: 1.005 Euro gab ein durchschnittlicher Tiroler Haushalt für laufende Kosten pro Schuljahr aus. Auffallend ist, dass sich die Ausgaben für alle Posten erhöht haben, mit der Ausnahme von EDV-Anschaffungen. Dies dürfte ebenso eine Folge der Pandemie sein, wie die Tatsache, dass andererseits die Kosten für Ausflüge und Exkursionen deutlich gestiegen sind.

Eltern zahlten durchschnittlich für Kinder im Haushalt u. a

  • 233 Euro für allgemeine Schulsachen und Büche
  • 144 Euro für fachspezifisches Schulmaterial und Kleidun
  • 92 Euro für Computer, Tablets und ED
  • 48 Euro für eintägige Schulveranstaltungen und Exkursionen
  • 195 Euro für mehrtägige Schulveranstaltungen und Exkursionen
  • 137 Euro für Nachhilfe
  • 75 Euro für Beiträge und Selbstbehalte
  • 64 Euro für sonstige laufende Kosten (z. B. Klassenfoto, Klassenkassa, Spenden, Jausenkassa, Schwimmkurse)

Ausgaben, noch vor dem Schulstart!

Einige Ausgaben für den Schulbesuch fallen schon im Sommer an, für Schulutensilien, Bücher, fachspezifisches Schulmaterial und Kleidung, Öffi-Tickets oder Hausschuhe.

Pro Kind gaben Tiroler Eltern im Sommer 2023 im Schnitt 382 Euro aus (im Sommer 2020 waren es 358 Euro). Besonders hoch waren die Ausgaben für Schüler:innen an berufsbildenden Schulen. 

Die Ausgaben für alle Kinder im Haushalt stiegen von 481 Euro im Sommer 2020 pro Familie auf 618 Euro an. Deutlich mehr wurde dieses Mal ausgegeben

  • für die Sommerbetreuung (157 statt 75 Euro),
  • für allgemeine Schulsachen und Bücher (189 statt 136 Euro) sowie
  • für fachspezifisches Schulmaterial und Kleidung (110 statt 84 Euro).

Enormer Anstieg bei Kosten für Nachmittagsbetreuung

Ebenfalls angestiegen sind die Fixkosten (für Nachmittagsbetreuung und Verpflegung, Schulgebühren sowie Internats- oder Schülerheimkosten): In Tirol gaben Eltern durchschnittlich 1.414 Eur dafür aus, vor drei Jahren war es noch mehr als die Hälfte weniger (EUR 615).

Der größte Anteil entfiel auf die Nachmittagsbetreuung. Im Durchschnitt mussten Tiroler Eltern 638 Euro dafür ausgeben, mehr als das Sechsfache gegenüber 2020/21 (96 Euro), und zusätzlich 212 Euro (+ 20% gegenüber 2020/21, 176 Euro) für die Verpflegung.

Starke finanzielle Belastung

Bereits im November 2023, in einer Zwischenbefragung zum Thema „Schule & Teuerung“, gaben 61 % aller Tiroler Eltern an, dass die Ausgaben für den Schulbesuch finanziell sehr belastend seien. 32 % sagten, dass sie bei der Anschaffung von Schulmaterialien Abstriche machen mussten. Jede fünfte Familie gab damals an, sogar bei der Verpflegung der Kinder sparen zu müssen!

Bei den Gesamtergebnissen der Schulkostenstudie 2023/24 zeigte sich, dass mehr als die Hälfte aller Haushalte im unteren Einkommensdrittel österreichweit bei den Schulkosten Abstriche machen müssen. 11 Prozent – also mehr als jede zehnte Familie im unteren Einkommensdrittel – konnte sich nicht alle notwendigen Anschaffungen leisten. Nicht mehr leistbar waren für diese Familien am häufigsten EDV-Kosten, fachspezifisches Schulmaterial und eine neue Schultasche.

Forderungen der AK Tirol

  • Schulen, in denen genug Zeit für Fragen, Lernen und Üben bleibt: eine kostenlose Ganztagsschule für jedes Kind in Wohnumgebung.
  • Kostenlose Lernbegleitung für alle, die sie in Anspruch nehmen möchten.
  • Bonuszahlung der Familienbeihilfe pro Schülerin bzw. Schüler.
  • Sonderzahlung für alle, die Schüler:innenbeihilfe beziehen, sowie eine weitere Erhöhung der Schüler:innenbeihilfe.

Die gesamte Studie finden Sie in der rechten Spalte als Download.

ZUR STUDIE

An der AK Schulkostenstudie beteiligten sich im Befragungszeitraum Juli 2023 bis Juli 2024 österreichweit 2.502 Eltern mit 3.873 Schüler:innen, davon in Tirol 551 Eltern mit 891 Kindern. Die Untersuchung wurde von FORESIGHT durchgeführt (Convenience Sample).


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