Hitze - die gefährlichste Folge der Klimakrise
Hitze und insbesondere Hitzewellen jenseits der 30 Grad setzen unseren Körper immer stärker unter Druck. Wie wirkt Hitze auf unseren Körper und welche Möglichkeiten gibt es sich vor Hitze zu schützen – wir klären auf.
Die Aufzeichnungen aus der über 250-jährigen Messgeschichte der Geosphere Austria (vormals ZAMG) zeigen, dass unter den 25 wärmsten Jahren mittlerweile 19 Jahre in den 2000er Jahren auftraten. Eine von der Wissenschaft vielfach bestätigte Auswirkung des Klimawandels. Die Folge: Das Wetter spielt verrückt, mit weitreichenden Konsequenzen für unsere Umwelt. Hitze, Dürren, Starkniederschläge, Hochwasser, Überschwemmungen und Stürme nehmen an Anzahl und Intensität zu - mit direkten Folgen für uns Menschen. Die wohl gefährlichste Folge stellt dabei die Hitze dar.
Wie oft tritt ein Hitzetag auf?
Die Wissenschaft spricht von einem Hitzetag, wenn die Temperatur 30 Grad überschreitet. Treten diese hohen Temperaturen an mehreren Tagen in Folge auf spricht man von einer Hitzewelle. Zieht man die Referenzperiode von 1961 bis 1990 heran, so zeigt sich klar die Zunahme an Hitzetagen. Zählte man in Innsbruck in diesem Zeitraum noch knapp neun Hitzetage, so waren es in der Klimaperiode 1991 bis 2020 durchschnittlich bereits über 20. Allein 2022 gab es 33 Hitzetage und damit gemeinsam mit Eisenstadt Platz 1 im Ranking bei den Landeshauptstädten. Die Geosphere Austria hat auf Basis der Klimamodelle auch eine Projektion in die Zukunft gewagt. Wenn die Weltgemeinschaft das 1,5 Grad-Ziel schafft, werden in Tirol zukünftig an die 30 Hitzetage zu erwarten sein, ohne Klimaschutz sind bis zu 55 Hitzetage und mehr möglich.
Welche Folgen hat Hitze für uns Menschen?
Hitze hat vielseitige Auswirkungen auf die Gesundheit und somit auch auf die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit der Menschen. In erster Linie ist das Herz-Kreislauf-System betroffen, denn dieses sorgt dafür, dass das menschliche Kühlsystem funktioniert. So erweitern sich die Hautgefäße, der Blutdruck sinkt und die Herzfrequenz steigt. Bei Hitze vollbringt das Kühlsystem Höchstleistungen, weshalb andere Bereiche daher runtergefahren werden. In der Folge nimmt auch die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit ab. Dies führt im besten Fall nur zu einer Reduktion der Produktivität, im schlimmsten Fall führen Konzentrationsstörungen zu Unfällen. So nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit bei Temperaturen von 30 Grad um 25 %, bei 35 Grad um 50 % ab. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die AUVA die meisten Unfälle in den Sommermonaten registriert. Hitze hat dabei ähnliche Wirkungen wie Alkohol, wirkt ermüdend und steigert die Aggressivität.
Hitze führt aber nicht nur zu Leistungseinbußen, sondern kann auch, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Personen oder Menschen mit Herzkreislauferkrankungen ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Von Hitzekollaps, über Hitzschläge bis hin zu Bewusstlosigkeit und Todesfällen. So hat die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) in vier der letzten sechs Jahren eine hitzebedingte Übersterblichkeit festgestellt. Allein 2018 dürften knapp über 500 Todesfälle auf die Hitze zurückzuführen sein. Zum Vergleich: 2022 gab es rund 370 Verkehrstote. Die Hitze war aber auch verantwortlich für eine der schwersten Naturkatastrophen in der modernen Geschichte Europas. So starben während der Hitzewelle 2003 europaweit geschätzt knapp 45.000 bis 70.000 Menschen.
Wichtig für die Erholungsfunktion des Herz-Kreislauf-Systems wäre Schlaf. Bedingt durch den Anstieg der Anzahl von Nächten mit über 20 Grad – sogenannten Tropennächten – vor allem im städtischen Umfeld, findet aber auch in der Nacht unser Herz-Kreislauf-System keine Ruhe mehr, was eine zusätzliche Belastung darstellt.
Neben der direkten Einwirkung von Hitze, haben hohe Temperaturen auch indirekte Auswirkungen. So führen heiße Bedingungen in Kombination mit, zumeist vom Autoverkehr produzierten, Luftschadstoffen, wie Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, zur Bildung von bodennahem Ozon. Ozon ist ein Reizgas, welches in der Folge zu Schwindel, Kopfschmerzen und Atemnot führen kann. Besonders betroffen sind zumeist Asthmatiker:innen. Auch wirken Medikamente bei Hitze anders und können vermehrt zu Nebenwirkungen führen. Insbesondere blutdrucksenkende Medikamente, Entwässerungsmedikamente oder Betablocker können zu Problemen führen. Hier ist es jedenfalls ratsam mit der Hausärztin oder dem Hausarzt Kontakt aufzunehmen und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen.
Wer ist besonders betroffen?
Säuglinge, Kleinkinder, ältere und chronisch kranke Menschen sowie Personen mit Behinderungen sind bei Hitzewellen besonders gefährdet. So nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab, ältere Menschen trinken daher meist zu wenig. Säuglinge und Kleinkindern fehlt hingegen noch die entsprechende Fähigkeit sich zu artikulieren.
Wie soll ich mich bei Hitze verhalten?
- Ausreichend Wasser trinken – auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke verzichten. Tipp: Trinken Sie warme Getränke, diese sind weniger belastend für den Körper als kalte Getränke – letztere müssen durch den Körper erst auf Temperatur gebracht werden, dies wiederum belastet den Organismus
- Sofern möglich, körperlich belastende Aktionen vermeiden oder auf den Tagesrand verschieben
- Ernährung anpassen - Bei Hitzeperioden sollten keine großen Mahlzeiten eingenommen werden. Besser sind mehrere kleine Mahlzeiten verteilt auf den ganzen Tag. Bevorzugen sollte man leicht verdauliche und fettarme Speisen.
- Abschattung vor direkter Sonneneinstrahlung
- Räume durch Außenverschattungen (Rollos) vor Wärmeeintrag schützen
- Nachtabkühlung nutzen und Räume entsprechend durchlüften
- Räume durch feuchte Tücher abkühlen
- Regelmäßige Pausen einlegen
- Vermeidung von Temperaturschocks durch Klimaanlagen: Ein rascher Temperaturwechsel von mehr als 6 Grad ist zu vermeiden, da dieser vor allem bei Risikogruppen zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
- Bekleidung anpassen (Bei Bekleidungsvorschriften in Absprache mit der Betriebsführung)
Wo erhalte ich weitere Unterstützung?
- Hitzetelefon 0800 880 800Das Hitzetelefon ist kostenlos und Sie erhalten Informationen zur Vorbeugung gegen Hitze.
- Bei arbeitsrechtliche Fragen: Hitze hat auch Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis. Infos dazu haben wir zusammengefasst.
- Hitze.App: Bauarbeiter:innen können ab 32,5 Grad im Schatten hitzefrei bekommen. Rechtsanspruch gibt es derzeit leider noch keinen. Richtwerte gelten nach der nächstgelegenen Messstelle der Geosphere Austria. Die Hitze.App teilt Bauarbeiter:innen den aktuellen Messwert der nächstgelegenen Wetterstation mit und somit kann das Recht auf Hitzefrei eingefordert werden.
Klimafitte Arbeitsplätze gefordert
Die AK fordert gemeinsam mit dem ÖGB, dass ab 25 Grad abgestufte Schutzmaßnahmen sowohl in Innenräumen wie auch bei Arbeiten im Freien greifen. Es geht schließlich um die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen. Eine Umfrage der AK Tirol im Sommer 2022 zeigte die Dringlichkeit dahingehend auf. Für über 80 % der Befragten hat die Hitze Einfluss auf deren Wohlbefinden und mehr als drei Viertel gaben an, dass die Hitze durch Verlust der Konzentrationsfähigkeit ihre Arbeitsleistung mindert. Doch nicht nur die Produktivität wird durch die Hitze beeinflusst, knapp ein Viertel der teilnehmenden Personen gaben an, bereits ernsthaftere gesundheitliche Folgen wie Schwächeanfälle am Arbeitsplatz erlitten zu haben. 70% der Befragten wünschen sich daher, dass das Thema Hitze am Arbeitsplatz von ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern mehr Beachtung erfahren sollte. Nur etwas mehr als 15 % der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitsplatz ausreichend gegen Hitze geschützt ist. Wichtig sind dahingehend vor allem klimafitte Arbeitsplätze. Ist durch bauliche, organisatorische oder technische Maßnahmen keine Linderung in Sicht, muss es in letzter Konsequenz auch bezahlt hitzefrei geben.
Stellungnahmen wo die Thematik Hitze und klimafitte Arbeitsplätze angesprochen werden:
· Stellungnahme zur Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie
· Positionspapier Vorschläge und Ideen der AK Tirol für die Landesregierung
[1] AUVA Unfallgefahr steigt durch Hitze https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180713_OTS0025/auva-unfallgefahr-steigt-durch-hitze
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