Serie Teil 8: Nah- und Fernwärme oder Pellets?
Wärmeerzeugung aus Holz ermöglicht klimaschonenden Heizkomfort. Doch es gibt Vor- und Nachteile. Mehr dazu und zu den Förderungen lesen Sie hier.
In der Diskussion um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen kommt immer wieder auch erneuerbares Gas aus Biomasse zur Sprache. Für größere Mengen müsste zur Produktion aber z. B. Mais auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden.
Der Ukrainekonflikt macht es deutlich: Wir sind abhängig vom fossilen Gas. Biogas könnte eine Alternative sein, doch auch das erneuerbare Gas ist nicht grenzenlos verfügbar.
80 % des in Österreich benötig-ten Erdgases stammen aus Russland. Angesichts der aktuellen Krise eine fatale Abhängigkeit. Doch nicht nur der Ukrainekonflikt, auch die Klimakrise machen eine Abkehr vom fossilen Gas unausweichlich.
Ein möglicher Ansatz wäre Biogas. Das erneuerbare Gas wird aus Biomasse gewonnen und zählt gemeinsam mit Wasserstoff, sofern dieser mit Hilfe von erneuerbaren Energien produziert wird, zu den „grünen Gasen“. Die Gewinnung von Biogas in Form von Methan erfolgt primär auf zwei Arten, zum einen durch Vergärung und zum anderen durch einen elektro-chemischen Prozess. Ausgangsmaterialien sind bei beiden Methoden biologische Abfälle wie tierische Exkremente, Grasschnitt, Inhalte der Biotonne etc.
Aktuell gibt es in Österreich ca. 300 Biogasanlagen, die größtenteils das gewonnene Gas zur Stromproduktion einsetzen. Lediglich 15 Anlagen speisen in das lokale Gasnetz ein. Einige wenige Anlagen befinden sich auch in Tirol. 2021 produzierte Österreich 0,14 Terawattstunden Biogas – kaum erwähnenswert angesichts des nationalen Gasbedarfs von 89 Terawattstunden.
Die Vorteile eines Ausbaus der Biogasproduktion liegen scheinbar auf der Hand: Vorhandene Reststoffe werden verwendet und einer neuen Nutzung zugeführt. Die Verbrennung ist zudem CO2-neutral, da nur so viel CO2 abgegeben wird, wie durch das biologische Material ursprünglich aufgenommen wurde.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Regierung viel Hoffnung in den Einsatz von Biogas steckt. Eine aktuelle Analyse der österreichischen Energieagentur, wonach russisches Gas in Teilen auch mit Hilfe von Biogas ersetzt werden könnte, unterstützt das Ansinnen der Regierung.
Doch das Gas muss effizient eingesetzt werden, wie eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien aufzeigt, so erziele es die höchste Wirkung im Industriesektor. Im privaten Bereich seien hingegen Wärmepumpen, Pellet-Heizungen oder Fernwärme effizienter.
Die Studie belegt zudem, dass der aktuelle Bedarf mit Biogas allein nicht gedeckt werden kann. Das realisierbare Potential liegt in Österreich bei ca. 14 Terawattstunden.
Viele Reststoffe aus Land- und Forstwirtschaft werden bereits anderweitig verwendet – Stroh als Einstreu, Holz für Pellets, Düngemittelproduktion etc. Darüber hinaus ist z. B. die Gasgewinnung aus holziger Biomasse hinsichtlich des Wirkungsgrades ineffizient und teuer. Der wohl wichtigste Punkt ist jedoch der Flächenverbrauch: Um über das realisierbare Potential hinaus Biogas zu produzieren, müsste vermehrt Biomasse etwa in Form von Mais auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden. Diese Flächen werden so der Nahrungs- und Futtermittelproduktion entzogen. Eine Konkurrenzsituation, die sowohl die Energie- und Nahrungsmittelpreise als auch die Bodenpreise steigen lassen würde.
Im Sinne des Leitgedankens, nicht alles auf eine Karte zu setzen, gilt auch hier: Biogas kann nur Teil der Lösung sein und soll dort zum Einsatz kommen, wo es am effizientesten genutzt werden kann.
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