Illustration Frau zwischen Beruf und Karriere
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14.05.2019

Teilzeitarbeit: Frauen stehen unter Druck

Noch immer dominiert in Österreich das klassische Rollenbild: Er arbeitet voll, sie kümmert sich um die Familie und ist „Zuverdienerin“. Dabei ist Teilzeitarbeit oft nicht freiwillig, auch möchten viele Frauen mehr arbeiten. Die AK kämpft daher um bessere Bedingungen für Arbeitnehmer-Familien.

Es gibt viele Ungerechtigkeiten, mit denen Mann und Frau in Österreich zu kämpfen haben. Die größten finden sich wohl in der noch immer äußerst unterschiedlichen Behandlung der Geschlechter selbst. Denn nicht nur die Vermögen sind höchst ungleich verteilt (siehe Seite 9), auch die Arbeitsaufteilung entspricht meist noch immer althergebrachten Vorstellungen. Und was reaktionäre Kreise freuen mag, ist für viele ein Ärgernis: Frauen gelten weiterhin als diejenigen, die Herd und Heim am Laufen halten müssen und die als „Zuverdienerinnen“ das Familienbudget aufbessern. Teilzeit lautet dabei das Schlagwort, das das Arbeitsleben hunderttausender Frauen in Österreich dominiert. So waren 2018 fast 1,1 Millionen Menschen teilzeitbeschäftigt, davon rund 885.000 Frauen (80,4 %). Neben ihrer Teilzeitbeschäftigung kümmern sich Frauen um Haushalt, Kinder und pflegebedürftige Angehörige. Insbesondere nach der Geburt des ersten Kindes verfestigt sich die traditionelle Rollenverteilung: Während Frauen ihre Arbeitszeit zugunsten familiärer Verpflichtungen reduzieren, leisten Männer in ihren Vollzeitjobs sogar vermehrt Überstunden.

offen gesagt

„Die Politik muss stärker auf die Bedürfnisse junger Familien eingehen. Der Arbeitsklima-Index unterstreicht, dass in Partnerschaften der große Wunsch nach ausgewogenerer Verteilung der Familien- und Erwerbsarbeit besteht. Es braucht praktikable Modelle. Auch im Hinblick auf die Pension, die nur das Spiegelbild des Arbeitslebens ist. Nicht umsonst haben Frauen oft dramatisch niedrige Pensionen, die kaum zum Leben reichen.“

Erwin Zangerl,
AK Präsident


Nachteile überwiegen

Auch wenn viele Frauen die Möglichkeit schätzen, sich die Arbeitszeit (meist zugunsten der Familie) besser einteilen zu können, überwiegen die Nachteile. So ist ein großer Teil der Teilzeitbeschäftigten mit dem Einkommen mittel bis gar nicht zufrieden, fast zwei Drittel kommen kaum oder gar nicht damit aus. Auch die eigene soziale Position und die Rechte als Arbeitnehmerinnen werden etwas negativer gesehen als bei Vollzeitbeschäftigung. Mit ein Grund, warum ein Viertel der teilzeitbeschäftigten Frauen mehr arbeiten möchte. Problematisch ist die Situation auch bei Alleinerzieherinnen.

„Wer einen 20-Stunden-Job hat, bei dem 10 Euro pro Stunde verdient wird, kann davon nicht leben, schon gar nicht als Alleinerzieherin“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl und fordert mehr Vollzeitjobs für Frauen und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit nach der Babypause.  

Familien im Brennpunkt

Auch Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen ist nach wie vor eine Herausforderung. In erster Linie sind es finanzielle und arbeitsrechtliche Nachteile, die mit der Geburt eines Kindes verbunden sind. Deshalb drängt die AK Tirol seit langem auf dringend notwendige Gesetzesänderungen. So sollen arbeitsrechtliche Nachteile ausgeglichen werden, wie etwa die mangelnde Berücksichtigung der Karenzzeiten nach dem Mutterschutz- bzw. Väterkarenzgesetz. Derzeit wird nur die erste Eltern-Karenz im Dienstverhältnis für die Bemessung der Kündigungsfrist, die Dauer der Entgeltfortzahlung im Krankheits- bzw. Unglücksfall und das Urlaubsausmaß bis zum Höchstausmaß von insgesamt 10 Monaten angerechnet. Nur wenige Kollektivverträge beinhalten günstigere Regelungen. Deshalb fordert die AK, Karenzzeiten nach dem Mutterschutz- bzw. Väterkarenzgesetz auf alle dienstzeitabhängigen Ansprüche anzurechnen.

Väterkarenz etablieren

Zudem soll auch die Väterkarenz besser etabliert werden und eine gemeinsame Karenz – zumindest für zwei Monate beim erstmaligen Wechsel – ein Standardangebot von familienfreundlichen Unternehmen werden. Diesbezüglich will die AK nicht nur eine rasche Umsetzung der EU-Richtlinie zum Thema Papamonat und die gesetzliche Verankerung des Rechtsanspruchs auf den Papamonat, sondern auch, dass eine gemeinsame Karenz von zwei Monaten ermöglicht wird.

Zangerl: „Die Politik muss stärker auf die Bedürfnisse junger Familien eingehen. Der Arbeitsklima-Index unterstreicht, dass in Partnerschaften der große Wunsch nach ausgewogenerer Verteilung der Familien- und Erwerbsarbeit besteht. Es braucht praktikable Modelle. Auch im Hinblick auf die Pension, die nur das Spiegelbild des Arbeitslebens ist. Nicht umsonst haben Frauen oft dramatisch niedrige Pensionen, die kaum zum Leben reichen.“

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