Pflegerin in einer Klinik
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Größte Erhebung bei Pflege- und Gesundheitsberufen

Mittels Fragebogen wurden im Auftrag der AK Tirol mehr als 26.000 Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Gesundheits- und Pflegeberufen vom Institut für empirische Sozialforschung IFES zu ihrem Arbeitsumfeld und zum Verbesserungsbedarf befragt. 5.761 Beschäftigte (22 %!) schickten den Fragebogen zurück und ermöglichten damit Einblicke in ihren Arbeitsalltag. „Damit verfügen wir über die bislang umfangreichste Erhebung in dieser für die Zukunft so wichtigen Berufsgruppe. Die Studie offenbart enormes Verbesserungspotenzial und massiven Handlungsbedarf“, zeigt sich AK Präsident Erwin Zangerl alarmiert über die wichtigsten Ergebnisse.
Gleichzeitig kündigt Zangerl an, die Studie den Landes- und Gemeindepolitikern zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam Verbesserungen zu erreichen.

Von den Beschäftigten in Arztpraxen und in der Hauskrankenpflege über Angestellte bei der Rettung und in Krankenhäusern bis hin zu den Mitarbeitern in der Verwaltung: Sie alle erbringen an ihrem Arbeitsplatz wichtige Leistungen für die Patienten– und leisten damit unschätzbare Dienste für die Gesellschaft. „Gleichzeitig wissen wir, dass jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen“, betont AK Präsident Erwin Zangerl. Gerade im Bereich Krankenpflege besteht Handlungsbedarf. Hier kommen in Österreich derzeit auf 1.000 Menschen 7,8 Beschäftigte. Österreich liegt damit deutlich unter dem EU-Schnitt von 9,7. Doch der Bedarf wird in den nächsten Jahren noch massiv steigen.

offen gesagt

 „Die AK Tirol fordert gesunde und faire Arbeitsbedingungen, entsprechend mehr Personal, verbindliche Vorgaben für den Nachtdienst, Zeit für die Umsetzung von neuen Pflegekonzepten, mehr Qualitätsmanagement und nicht zuletzt eine faire Entlohnung, die auch die Wertschätzung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit zum Ausdruck bringt.“

Erwin Zangerl,
AK Präsident

„Deshalb ließ die AK Tirol die Beschäftigten in den Gesundheits- und Pflegeberufen befragen, wie es ihnen bei ihrer Arbeit und in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld geht und wo Verbesserungsbedarf besteht“, berichtet Zangerl. Dazu beauftragte die AK Tirol das IFES – Institut für empirische Sozialforschung mit einer großangelegten Umfrage auf Basis des Arbeitsklima-Index. 26.282 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhielten zwischen 9. November und 9. Dezember 2018 einen Fragebogen. Schon die Zahl der Rückmeldungen war überwältigend, und zeigte, dass es den Beschäftigten ein großes Anliegen war: 5.761 Empfänger – als 22 Prozent – schickten ihn bis zum Stichtag 7. Jänner 2019 an IFES zurück.

Einblick in den Berufsalltag

Die daraus resultierenden Daten ermöglichen einen wichtigen Einblick in den Arbeitsalltag dieser Berufsgruppe:

  • So beträgt der Arbeitsklima-Index für Beschäftigte im Gesundheitswesen in Tirol 62 Indexpunkte – und liegt damit rund 10 Punkte unter jenem aller Beschäftigten, sowohl tirol- als auch österreichweit.
  • Besonders belastend wird die hohe Verantwortung empfunden: 35 % fühlen sich dadurch stark, 25 % sehr belastet und 17 % belastet. Aber auch die dauernde hohe Konzentration, dauernder Kontakt mit Schwerkranken und Notleidenden, häufige Bildschirmarbeit, dauernder Kundenkontakt oder schwere körperliche Anstrengung wurden besonders häufig genannt.
  • Auch der Zeitdruck spielt bei den Arbeitsbelastungen eine sehr große Rolle:
    25 % der Befragten fühlen sich dadurch stark, 28 % noch immer sehr belastet und 25 % belastet. Weitere besonders belastende Faktoren sind seelisch belastende und aufreibende Arbeit und ständiger Arbeitsdruck ohne Zeit zu verschnaufen.
  • Damit werden häufig auch gesundheitliche Beschwerden in Verbindung gebracht: Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich (57 %), Kreuzschmerzen bzw. Probleme mit dem Rücken (54 %), Erschöpfung bzw. Niedergeschlagenheit (41 %), Einschlaf- bzw. Durchschlafstörungen (39 %) u.v.m.
  • Aus heutiger Sicht war es deshalb für 38 % eher und für 16 % sehr unwahrscheinlich, dass sie ihren derzeitigen Beruf auch mit 60 bzw. 65 Jahren noch ausüben können.
  • Dabei schätzen die Beschäftigten ihre berufliche Tätigkeit! Mit Art und Inhalt sind 40 % sehr zufrieden und 41 % zufrieden, fast ident verhält es sich mit den Beziehungen zu den Kollegen, dicht gefolgt von Arbeitszeit, Ansehen des Unternehmens und Weiterbildungsmöglichkeiten.
    Weniger zufrieden sind die Beschäftigten hingegen mit den Mitbestimmungs-möglichkeiten, dem Führungsstil von Vorgesetzten oder auch den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

„Darauf aufbauend kann nun an Verbesserungen für die Beschäftigten gearbeitet werden“, so Zangerl. „Die AK Tirol fordert gesunde und faire Arbeitsbedingungen, wie bessere gesetzliche Rahmenbedingungen etwa bei den Arbeitszeiten, entsprechend mehr Personal, verbindliche Vorgaben für den Nachtdienst, Zeit für die Umsetzung von neuen Pflegekonzepten, mehr Qualitätsmanagement und nicht zuletzt eine faire Entlohnung, die auch die Wertschätzung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit zum Ausdruck bringt.“

Eckdaten zur Studie

IFES befragte im Auftrag der AK Tirol schriftlich insgesamt 26.282 Tiroler Beschäftigte in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Teilgenommen haben 5.761 Personen, dies entspricht einer äußerst hohen Rücklaufquote von 22%! Die Umfrage erfolgte zwischen 9. November und 9. Dezember 2018. Alle bei IFES bis 7. Jänner 2019 eingegangenen Fragebögen wurden erfasst und flossen in die Auswertung ein. Es nahmen 1.076 Männer und 4.056 Frauen aller Alters- und unterschiedlichster Tätigkeitsgruppen an der Befragung teil.

AK Forderungen für bessere Arbeits­bedingungen

  • Ruhezeiten. Die Regierung plant, im Rahmen einer Novelle zum Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz die täglichen Ruhezeiten nach einem Rufbereitschaftseinsatz zu verkürzen. Diese Maßnahme ist klar abzulehnen.
  • Ordentliche Bezahlung. Für einen attraktiven Pflegeberuf braucht es eine faire Bezahlung. Denn Pflege ist Schwerstarbeit! Die fehlende Wertschätzung für das Pflegepersonal drückt sich auch im Einkommen aus. Die AK fordert einen fairen Lohn und gerechte arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Gesundheits- und Pflegeberufen.
  • Pflege aufwerten. Neben fairer Entlohnung müssen die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich verbessert werden. Dazu Arbeitszeiten verkürzen und mobile, leistbare Betreuungsdienste ausbauen.
  • Mehr Personal. Die chronische Unterbesetzung beim Personal muss beendet werden. Denn die ständige Überlastung führt zu berufsbedingten Krankheiten. Außerdem braucht es eine einheitliche Personalbedarfsberechnung!
  • Bessere Standards. Es braucht einheitliche qualitative Standards in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie messbare, überprüfbare und letztlich sanktionierbare Qualitätskriterien in allen Bereichen.
  • Kinderzeiten anrechnen. Um die Einkommensschere bei Frauen zu schließen, sollten Kindererziehungszeiten bei Gehaltserhöhungen angerechnet und bei der Pension stärker berücksichtigt werden.

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