Jugendliche
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20.10.2020

Studie: So tick(tok)t Tirols Jugend!

Sie bewegen sich zwischen Globalisierung und kleiner, heiler Welt: Tirols Jugendliche haben klare Vorstellungen, wie die Welt sein könnte, und Probleme damit, wie sie wirklich ist. Die „Generation Z“ steht auch für die Erkenntnis, dass die Träume der Älteren nur selten Realität geworden sind. Deshalb sind ihre Vertreter oft im Zwiespalt: Sie stehen zwischen der Hoffnung, die Welt verbessern zu können, und dem Wunsch, das eigene Leben auszukosten.

Sie sind jung, legen viel Wert auf Familie und Freunde und gehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Einer Zukunft, die geprägt ist von Schlagworten wie Corona-Pandemie, Klimawandel oder Globalisierung – kein Wunder also, dass nur ein Drittel der Tiroler Jugendlichen glaubt, dass das Leben für sie einmal besser sein wird, als es für vorherige Generationen war, ein Drittel erwartet sogar Verschlechterungen.

Diese Unsicherheit ist auch mit ein Grund, warum für die sogenannte „Generation Z“* Familie und Freunde enorm wichtig sind, sie geben Halt in unsicheren Zeiten. Doch nicht nur die Sehnsucht nach einem Stückchen heiler Welt steht im Mittelpunkt, angesichts der globalen Probleme steigt auch seit Langem wieder das Interesse an Politik, wie die neue AK Jungendstudie zeigt. Ebenso werden solidarische Werthaltungen, nachhaltiges Denken und Fragen der Verteilungsgerechtigkeit immer wichtiger. Klar zum Ausdruck kommt dies beim Problem der Jugendarbeitslosigkeit, die, verstärkt durch die Corona-Krise, zum allgemeinen Schreckgespenst der Jugendlichen geworden ist. 86 % der jungen Tirolerinnen und Tiroler befürworten deshalb Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, selbst wenn dafür Schulden gemacht werden müssen.

Probleme beim Einkommen

Auch die Einkommensunterschiede bereiten Kopfzerbrechen: 77 % bezeichnen sie als zu groß. Vor allem im Kreis der jungen Arbeiterinnen und Arbeitern herrscht Alarmstimmung. So glaubt jeder Zweite der Befragten, dass er nicht den gerechten Anteil am Wohlstand erhalten würde. Dies spiegelt sich auch bei der Einkommenssituation wider: Fast 40 % der Arbeiterinnen und Arbeiter ab 25 geben an, dass ihr Einkommen knapp oder gar nicht reicht. Angesichts der enorm hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten in Tirol bei im Vergleich niedrigen Löhnen mit ein Grund, warum nur ein Drittel der Tiroler Jugendlichen zukünftig ein besseres Leben für möglich hält. Allgemein gesehen sind nur 15 % der berufstätigen Tiroler Jugendlichen mit ihrem Einkommen zufrieden, für viele von ihnen reicht das Geld knapp bis kaum. Als trist beurteilen auch junge Arbeitslose ihre Situation, fast 60 % sind mit ihren Lebensumständen deshalb unzufrieden. Ein Zeichen, wie wichtig es ist, die Jugendarbeitslosigkeit zu senken, denn sie zieht nicht nur finanzielle Probleme nach sich, sondern hat auch massive Auswirkungen auf das gesellschaftliche und soziale Leben.

Nachhaltig interessiert

Trotz aller Schwierigkeiten setzen die Jugendlichen ein klares Zeichen in Richtung nachhaltiges Wirtschaften: Nicht weniger als 97 % stimmen der Aussage zu, dass die Wirtschaft angepasst werden muss, um unseren Planeten zu erhalten. Die Spuren der „Fridays for Future“-Bewegung sind hier deutlich zu erkennen, auch in Tirol. So gibt jeder Sechste an, in den letzten fünf Jahren an einer Demonstration teilgenommen zu haben. Auch der Prozentsatz derjenigen, die zu Wahlen gingen, ist mit 74 % sehr hoch.

Jugend vertraut auf AK

Aufgrund der unsicheren Zukunftsaussichten und des medialen Wirrwarrs suchen die Vertreter der Generation Z vor allem eines: Vertrauen. Denn keine Generation wurde multimedial dermaßen bespielt wie jene der um das Jahr 1995 Geborenen. Smartphone und Social-Media sind ebenso allgegenwärtig wie Fake News und die Möglichkeit sich – auch im großen Stil – schnell zu verabreden. Doch die Reiz- und Meldungsüberflutung bringt auch mit sich, dass die Unsicherheit wächst. Die Frage „Wem kann man noch vertrauen?“ will beantwortet werden.

Bezogen auf die Arbeiterkammer Tirol zeichnet die Jugendstudie ein höchst erfreuliches Bild. So bewerten etwa 90 % der Befragten die Arbeit der AK als sehr bzw. ziemlich gut, ebenso hoch ist der Vertrauensindex. Mit 90 % liegt die AK weit vor Polizei, Behörden und Ämtern in Tirol oder der Tiroler Landesregierung. Dabei bezeichnen 92 % der Berufstätigen die AK als sehr bzw. ziemlich vertrauenswürdig sowie  95 % der Lehrlinge und 85 % der Schüler, Studenten und Praktikanten. Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch die jungen Nicht-Mitglieder der AK in hohem Ausmaß vertrauen. Doch nicht nur die Arbeiterkammer, auch die Sozialpartnerschaft an sich wird überaus geschätzt: 92 % sind der Ansicht, dass die Zusammenarbeit der Sozialpartner für die Entwicklung von Tirol sehr bzw. ziemlich wichtig ist.

Echt gerecht

Und beim Thema Gerechtigkeit trifft die AK voll den Nerv der Zeit: 80 % der Befragten sehen die AK als Institution, die für Gerechtigkeit und Wohlstand sorgt. Für AK Präsident Erwin Zangerl ein klarer Auftrag, sich weiterhin intensiv um die Anliegen der Jugendlichen zu kümmern.

„Wir genießen hohes Vertrauen, weil wir offen und ehrlich mit den Jugendlichen umgehen und ihnen unsere Hilfe anbieten. Wir klären auf, unterstützen und helfen notfalls vor Gericht. Und offensichtlich wird unsere Arbeit geschätzt.“ Dies zeige sich auch in der Tatsache, dass sich Jugendliche bei Problemen mit dem Arbeitgeber als erstes an die AK wenden würden (71 %), so Zangerl.


*der „Generation Z“ werden überwiegend diejenigen Personen zugerechnet, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind, wobei eine genaue Definition der Anfangsjahre umstritten ist.