Studie zu Karriere und Weiterbildung: Gute Ergebnisse für Tirol und Euregio!
Die letzte von insgesamt 6 Teil-Studien der großen Euregio-Studie widmete sich dem Schwerpunkt "Karriere und Weiterbildung". Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitnehmer:innen in der Euregio Tirol – Südtirol – Trentino sind im Allgemeinen zufrieden mit der Weiterbildung am Arbeitsplatz – ein gutes Ergebnis. Die Karrierechancen sind jedoch nicht für alle gleich – diese werden von der Art des Beschäftigungsverhältnisses mitbestimmt.
Wie steht es um die berufliche Weiterbildung unter den Beschäftigten in den drei Landesteilen der Europaregion? Gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten? Welche Auswirkungen haben diese auf das berufliche Fortkommen?
Um diese Fragen zu beantworten, wurden am 24. Oktober 2024 in Bozen die Ergebnisse der letzten von sechs EWCS-Studien vorgestellt.
Seit 2021 forschen die Partnerinstitute AK Tirol, das AFI | Arbeitsförderungsinstitut und die Agentur für Arbeit (Agenzia del lavoro) Trentino unter der Schirmherrschaft der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gemeinsam. Ziel des Projekts mit 4.500 Befragten in der ganzen Europaregion ist es, die Arbeitsbedingungen in den drei Gebieten auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten hin zu vergleichen und zu ergründen, wie sich die Europaregion im europäischen Vergleich schlägt.
Thema Weiterbildung und Karriere
Die heute präsentierte Studie nimmt das Thema Karriere und Weiterbildung in den Blick. Wie gut passen die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeitnehmer zu ihren Arbeitsaufgaben? Wie steht es um die Weiterbildung im Beruf? Wie schätzen die Beschäftigten in der Europaregion ihre Karrieremöglichkeiten ein?
„Bei der Weiterbildung am Arbeitsplatz schneidet Tirol, wie die gesamte Euregio, im internationalen Vergleich recht gut ab. Allerdings gibt es vor allem in der Privatwirtschaft noch viel Luft nach oben, insbesondere im Hotel- und Gastgewerbe“, berichtet AK Präsident Erwin Zangerl. „Des Weiteren hinken weniger qualifizierte Arbeitnehmer:innen sowie solche mit einem geringen Bildungsabschluss Universitätsabgänger:innen in Sachen Weiterbildungschancen weit hinterher. Diese ,Weiterbildungsschere‘ ist ein kritischer Punkt, den man nicht aus den Augen verlieren darf, will man auf ein ausgewogenes Wachstum und eine inklusive Gesellschaft hinarbeiten.“
Tirols Landesrätin Astrid Mair: „Die Studie macht deutlich, dass Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino maßgeblich vom Beschäftigungsverhältnis beeinflusst werden. Während gut qualifizierte Berufsgruppen und Vollzeitbeschäftigte häufig von zahlreichen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz profitieren, sind Teilzeitbeschäftigte und insbesondere Frauen oft mit eingeschränkten Aufstiegschancen konfrontiert. Als Arbeitslandesrätin ist es mir daher ein besonderes Anliegen, dass Weiterbildungsangebote und -programme zum beruflichen Wiedereinstieg sowie zur Erhöhung der Aufstiegschancen am Arbeitsmarkt kontinuierlich evaluiert und ausgebaut werden. Die Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 bietet dafür einen geeigneten Rahmen. Durch einen breiten Beteiligungsprozess mit Sozialpartnern und Interessenvertretern reagieren wir gut abgestimmt auf arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitische Anforderungen und verbessern durch zielgerichtete Fördermaßnahmen die Erwerbsbeteiligung sowie die Teilhabechancen am Arbeitsmarkt.“
Kenntnisse anwenden…
85% der Arbeitnehmer:innen in der Euregio erachten ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten als ausreichend, um ihre Arbeitsaufgaben zu erfüllen. Das entspricht genau dem europäischen Durchschnitt, wobei in Südtirol und Trentino dieser Prozentsatz etwas höher ist als im Bundesland Tirol. Männer und Frauen antworten trotz ihrer sonstigen beruflichen Unterschiede (Arbeitszeiten und Branchen) ähnlich. Junge Arbeitnehmer:innen unter 30 geben häufiger an, dass ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten noch nicht ganz ausreichen, und sind dementsprechend zurückhaltender bei der Bewertung dieser Frage als ältere.
…und Neues auf der Arbeit lernen
62% der Befragten in der Europaregion als Ganzes geben an, dass sie während der Arbeit oft Neues lernen; im Trentino ist dieser Wert noch höher. Insgesamt ist das Arbeitsumfeld in der Europaregion also durchaus dynamisch und die Mitarbeitenden sind offen für Neues. Am meisten Lernmöglichkeiten bei der Arbeit gibt es für die am besten qualifizierten Berufsgruppen wie Führungskräfte oder Akademiker:innen - auch Matthäus-Effekt genannt: „Wer hat, dem wird gegeben…“.
Weiterbildung ist in fast allen Branchen üblich
Laut der EWCS-Erhebung haben nur 35% der Arbeitnehmer:innen in der Euregio in den 12 Monaten vor der Befragung an gar keiner Weiterbildung teilgenommen, die Euregio ist damit besser als der europäische Durchschnitt von 38%. Jüngere (unter 30) sowie Beschäftigte mit Hochschulausbildung bilden sich deutlich öfter weiter als andere; dasselbe gilt für Vollzeitbeschäftigte im Vergleich zu Teilzeitbeschäftigten. Eine weitere Erkenntnis: Öffentlich Bedienstete nehmen deutlich häufiger an Weiterbildungsmaßnahmen teil als Arbeitnehmer:innen in der Privatwirtschaft.
Karriere? Kommt darauf an…
45% der Beschäftigten in der Europaregion sind der Meinung, gute Karrierechancen zu haben. Die Beschäftigten im Bundesland Tirol sind mit 52% dabei zuversichtlicher als in Südtirol (46%) und vor allem dem Trentino (37%). Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind beträchtlich: Nur 36% der Frauen bescheinigen sich gute Karrierechancen, bei den Männern sind es 52%. Dieser Unterschied erklärt sich vor allem dadurch, dass Frauen viel häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer und eben diese Teilzeitarbeit Aufstiegsmöglichkeiten einschränkt. Junge Arbeitnehmer:innen sind diesbezüglich zuversichtlicher als ältere Arbeitnehmende, wobei diese ihre Karriereziele oft auch schon erreicht haben. Wer auf der Arbeit über mehr Gestaltungsspielraum verfügt oder selbstständig ist, bescheinigt sich darüber hinaus höhere Karrierechancen als andere.
Die gesamte Euregio-Studie EWCS „Weiterbildung und Karriere“ steht in der rechten Spalte als Download zur Verfügung.