Euregio-Studie, Teil 4: Der Druck im Gesundheits- und Sozialwesen steigt
Der AK Branchenbericht für das Gesundheits- und Sozialwesen zeigt, dass Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen häufiger von emotionalen Belastungen während der Arbeit berichten. Zudem bieten Arbeitsplätze weniger Flexibilität und die Beschäftigten übernehmen häufiger unbezahlte Arbeit im Privatleben.
Im Rahmen der 2021 durchgeführten Erhebung zu den Arbeitsbedingungen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wurde auch das Gesundheits- und Sozialwesen unter die Lupe genommen. Die Analyse offenbart, dass diese systemkritische Branche neben den ohnehin notwendigen körperlichen Belas-tungen zusätzlichen Nachholbedarf aufweist.
Denn die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen mit 46 Prozent mehr als doppelt so häufig von emotional belastenden Arbeitssituationen berichten als in allen anderen Tiroler Branchen. Zwar ist in dieser Branche eine höhere emotionale Drucksituation erwartbar, allerdings zeigen die Daten, dass die emotionale Belastung in Tiroler Gesundheits- und Sozialorganisationen auch im Vergleich zu den Branchenkollegen auf gesamter EU-Ebene höher ist. Zudem besteht bei der Wahl der Arbeitszeiten eine geringere Flexibilität. So ist es im Tiroler Gesundheits- und Sozialwesen nur für 57 Prozent der Beschäftigten sehr oder ziemlich einfach, sich während der Arbeit ein bis zwei Stunden für private Erledigungen frei zu nehmen. Im Tiroler Gesamtschnitt ist dies bei einem Anteil von 73 Prozent weitaus häufiger der Fall. Auch hier weist der EU-Schnitt im Gesundheits- und Sozialwesen bessere Werte auf.
Unbezahlte Arbeit
Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen berichten zudem öfter davon, im Privatleben unbezahlte Arbeit zu verrichten. So leisten sie mit 59 Prozent häufiger regelmäßig Kinder- oder Enkelbetreuung. Im Tirol-Schnitt liegt dieser Wert bei 54 Prozent. Auch Kochen und Hausarbeit gehören mit einem Anteil von 90 Prozent bei Beschäftigten des Gesundheits- und Sozialwesens um 7 Prozent häufiger zum Alltag als im Schnitt aller Branchen Tirols. Diese Unterschiede liegen möglicherweise daran, dass der Anteil an Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen hoch ist.
„Die Beschäftigten in dieser Branche arbeiten in einem kritischen Umfeld und körperliche Belastungen gehören zum Arbeitsalltag. Daher ist es umso wichtiger, alles zu unternehmen um attraktive Arbeitsplätze im Gesundheits- und Sozialwesen anzubieten“, sagt dazu AK Präsident Erwin Zangerl. „Entscheidungsträger und Führungskräfte sollten daher Strategien für flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Betreuungs-angebote für Beschäftigte dieses Wirtschaftszweigs entwickeln“, so Zangerl.
Die Ergebnisse finden Sie im Detail im Branchenbericht in der rechten Spalte als Download.