Der lange Arm der Armut: Rund 48.000 Kinder und Jugendliche sind betroffen
Armut ist immer schlimm, besonders betroffen macht allerdings, dass vielen jungen Menschen von Anfang an Lebenschancen verwehrt werden, die für andere selbstverständlich sind. Und die Zahl derer, die von Armut betroffen bzw. von ihr bedroht sind, steigt weiter…
Die Zahlen sind alarmierend: 323.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind in Österreich von Armut oder Ausgrenzung bedroht. Bereits jeder fünfte Haushalt mit Kindern in diesem Alter ist armutsgefährdet, das sind insgesamt 341.000 Haushalte. Besonders hart trifft es Haushalte mit nur einem Elternteil, hier liegt die Armutsgefährdung bei über einem Drittel (38 %). Und 31 % der Haushalte mit drei und mehr Kindern sind ebenfalls von Armut gefährdet. Was heißt das konkret für die Lebenssituation der betroffenen Kinder und Erwachsenen? Mehr als die Hälfte dieser Haushalte ist mit Zahlungen im Rückstand, unerwartete Ausgaben sind ebenfalls für die Hälfte nicht leistbar, genauso wenig wie ein Urlaub. Zwei Drittel können keine neue Kleidung kaufen und mehr als 60 % wohnen in überbelegten Wohnungen. Schon zum Zeitpunkt der Erhebung der Daten, im Zeitraum 2019 bis 2021, konnte es sich rund die Hälfte der betroffenen Haushalte nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten. Man kann sich also im Angesicht der dramatischen Preissteigerungen fürs Heizen vorstellen, dass diese Zahlen noch zugenommen haben.
Rund 48.000 Kinder unter 18 Jahren befinden sich in einer Situation „erheblicher materieller und sozialer Benachteiligung“. Das bedeutet, es gibt erhebliche Schwierigkeiten, etwa an (kos-tenpflichtigen) Schulausflügen teilzunehmen, es können keine Feste oder Geburtstagspartys gefeiert werden, es ist nicht leistbar Freund:innen zum Essen oder Spielen einzuladen, oder es ist aus finanziellen Gründen nicht möglich, jedem Kind zumindest ein Sportgerät (etwa ein Fahrrad, Inlineskates etc.) zur Verfügung zu stellen.
Armut wird vererbt
Kinder leben in Armut, weil ihre Eltern arm sind. Und der größte Faktor für Armutsgefährdung in Österreich ist Erwerbslosigkeit, v. a. Langzeitarbeitslosigkeit (Armutsgefährdung rund 42 %). Deshalb muss zur Bekämpfung der Kinderarmut auch hier angesetzt werden. Eine Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes von 55 % auf 70 %, wie schon lange von der Arbeiterkammer und Sozialvereinen gefordert, ist sicher kein Luxus, sondern würde sehr dazu beitragen, die Armutsgefährdung von Kindern in Österreich zu senken und deren Lebenschancen zu erhalten.
Auch bei der Mindestsicherung gibt es Nachbesserungsbedarf. Diese sollte zumindest auf der Höhe der Armutsgefährdungsschwelle liegen und die Leistungen für Kinder verbessern. Ebenso müssen die Schüler:innenbeihilfe angehoben und die Zugänglichkeit erleichtert werden. Die 9. Schulstufe muss auch miteinbezogen werden. Der Betreuungs- und Bildungsbereich spielt ebenso eine enorm wichtige Rolle: Ein Dauerbrenner ist der Ausbau der Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr, Schulmaterialien und Unterstützungsangebote in den Schulen müssen möglichst kostenlos zur Verfügung gestellt und Ganztagsschulen, in denen Kinder ein qualitätsvolles pädagogisches Angebot vorfinden, ausgebaut werden.
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