Erwin Zangerl
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30.4.2025

AK Präsident Erwin Zangerl: "Langzeitarbeitslosigkeit mit Reformen bekämpfen""

Knapp 132.000 Menschen sind derzeit in Österreich mehr als ein Jahr arbeitslos. Damit zählt mittlerweile fast jeder Dritte zur Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen. Angesichts dieser Entwicklung fordert AK Tirol Präsident und Bundesarbeitskammer-Vizepräsident Erwin Zangerl Reformen, die die Arbeitslosen nicht weiter unter Druck setzen, sondern ihnen wieder einen Einstieg in das Erwerbsleben ermöglichen. Gleichzeitig kritisiert Zangerl die Reduktion der Budgetmittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. „Wer an dieser Stelle spart, verkennt die Herausforderungen am Arbeitsmarkt, gerade was Geringer-Qualifizierte oder Langzeitarbeitslose betrifft“, so Zangerl. Hier brauche es rasch Reformen, auch um bestimmte Branchen zu entlasten. 

offen gesagt:

"Die Erzählung, dass es sich Arbeitslose in der sozialen Hängematte bequem machen, ist vollkommen falsch und eigentlich ein Hohn gegenüber den Problemen, die diese Menschen bewältigen müssen."

ERWIN ZANGERL
AK Präsident

Situation für Langzeitarbeitslose wird verschärft

Die momentane Situation am Arbeitsmarkt kann – auch angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung – als durchaus angespannt gesehen werden. Österreich ist im dritten Rezessionsjahr angekommen, was sich auch am Arbeitsmarkt zeigt – die Arbeitslosigkeit in Österreich steigt seit Monaten kontinuierlich an, Ende März waren 316.347 Menschen beim AMS arbeitslos gemeldet, 80.726 waren in Schulung. „Über den Facharbeitermangel zu sprechen, ist zwar notwendig, allerdings ist die hohe Zahl von fast 400.000 Arbeitslosen ein Problem, das dringend angegangen werden muss. Die derzeitigen wirtschaftlichen Aussichten sind getrübt, dadurch werden auch die Zahlen der Langzeitbeschäftigungslosen steigen“, warnt Zangerl. Diese Gruppe – seit mehr als einem Jahr ohne Job – stellt derzeit mit 132.000 Personen knapp ein Drittel aller Erwerbsarbeitslosen dar. Bisher wurde jedoch nichts getan, um dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzuwirken, im Gegenteil: Durch die beschlossene Einschränkung des geringfügigen Zuverdienstes wird die Situation gerade für Langzeitarbeitslose weiter verschärft.  

Im internationalen Vergleich ist das österreichische Arbeitslosengeld eher gering. Normalerweise entspricht es 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens, durchschnittlich liegt es aber darunter. Dies führt auch dazu, dass angesichts der Teuerungswelle der letzten Jahre mittlerweile jeder dritte Arbeitslose armutsgefährdet ist, bei den Langzeitarbeitslosen sogar jeder zweite. Hinzu kommt, dass die Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit zunehmendem Alter sinken, Stichwort Altersdiskriminierung. 

„Die Menschen wollen arbeiten, weil Arbeitslosigkeit psychisch, sozial und finanziell enorm belastet. Die Erzählung, dass es sich alle in der sozialen Hängematte bequem machen, ist vollkommen falsch und eigentlich ein Hohn gegenüber den Problemen, die diese Menschen bewältigen müssen. Es haben außerdem alle mit Sanktionen zu rechnen, die eine vom AMS vermittelte Arbeit nicht annehmen“, stellt Zangerl klar. 

Weniger Druck - sinnvolle Reformen

Anstelle weiter Druck auszuüben, wäre es dringend notwendig, sinnvolle Reformen am Arbeitsmarkt einzuleiten. „Wo und wie muss ich Menschen gezielt qualifizieren, welche Beschäftigungsprogramme gibt es für Zukunftsbranchen, wie kann ich dem Mangel bei völlig unterbesetzten Branchen wie der Pflege ändern, wie können Menschen länger in Beschäftigung gehalten werden? Das sind die Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen“, sagt Tirols AK Präsident. Die gezielte und nachhaltige Bewältigung der Arbeitslosigkeit würde auch Österreichs Wettbewerbsfähigkeit wieder steigern, kurzfristige Sparprogramme am Arbeitsmarkt würden dem entgegenwirken und nur dazu führen, dass die Zahl jener, die an bzw. bereits unter der Armutsgefährdungsschwelle leben müssen, in den kommenden Monaten stark zunehmen wird. 

„Wir müssen in die Berufsorientierung junger Menschen, in die Basisbildung, die berufliche Qualifizierung und die Kinderbetreuung- und Elementarbildung ebenso investieren, wie in die Existenzsicherung von Menschen, gerade wenn sie länger arbeitslos sind. Ansonsten wird das Thema des Facharbeitermangels zu einem Nebenschauplatz bei den Problemen am Arbeitsmarkt werden“, warnt Zangerl.  

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