Markenlebensmittel sind in Tirol oft viel teurer
Die AK Tirol hat online die Preise für 63 idente Produkte erhoben. Einzelne Artikel waren in Tirol um bis zu 234,64 % teurer als in Deutschland.
Der Handelsverband reagiert überraschend schnell und scharf: AK Präsident Erwin Zangerl forderte in einer Aussendung Preistransparenz im Lebensmittelhandel, eine Anti-Teuerungskommission auf Bundesebene sowie die Erhöhung des Drucks in Brüssel, um den mittlerweile bewiesenen „Österreich-Aufschlag“ endlich zu eliminieren. Die Reaktion des Handelsverbands beschränkte sich allerdings ausschließlich auf Kritik an den AK Tirol-Forderungen, für AK Präsident Erwin Zangerl nicht nachvollziehbar: „Der Vertreter des Handelsverbands verkennt die Situation – anstatt die hohen Preise mit einseitig interpretierten Statistiken zu verteidigen, sollte sich der Handel unseren Forderungen anschließen, um endlich eine Entlastung der teuerungsgeplagten Konsument:innen herbeizuführen! Im eigenen Interesse: Gerade in den grenznahen Gebieten Tirols entgehen dem Lebensmittelhandel Umsätze, da die Kaufkraft in die deutlich günstigeren Geschäfte in Bayern und Südtirol abfließt. Die Tiroler Konsument:innen können, wollen und sollen nicht länger Österreich-Aufschläge schlucken müssen, um die höheren Kosten des Handels abzudecken!“
Während der Geschäftsführer des Handelsverbands in einer Aussendung von Täter-Opfer-Umkehr spricht und diese mit dem Verzicht des Lebensmittelhandels auf systematische Preiserhöhungen in Zeiten der Rekordinflation argumentiert, sieht AK Präsident Erwin Zangerl vor allem die österreichischen Konsument:innen als Leidtragende: „Eine Branchenuntersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde stellte tatsächlich fest, dass der österreichische Lebensmittelhandel ‚auf eine systematische Erhöhung seiner Gewinnmargen verzichtet‘ hat. Es darf nicht vergessen werden, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Zeiten der Rekordinflation zunächst monate- und sogar jahrelang die hohen Preise ohne jegliche Kompensation schlucken mussten, ehe die Löhne und Gehälter im Zuge der Lohnverhandlungen nachzogen. Erst im Mai 2024 etwa hatte der Tariflohnindex, der die kollektivvertragliche Lohnentwicklung in Österreich darstellt, den Verbraucherpreis ‚eingeholt‘, nachdem er bereits im August 2021 darunter gefallen war. Für die Beschäftigten ging es also nicht darum, ‚die Gewinnmargen nicht systematisch zu erhöhen‘, sondern Kaufkraftverluste jahrelang irgendwie zu verkraften.“
In Frankreich wird seit Jahren erfolgreich eine Preisdatenbank eingesetzt. In diese müssen alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten ihre Kosten bzw. Preise einmelden, eine eigene Behörde kann notfalls eingreifen. Eine Aufsichtsbehörde dieser Art auch in Österreich fordert AK Präsident Erwin Zangerl bereits seit Jahren – denn die Teuerung bei den Lebensmitteln lag über einen langen Zeitraum hinweg (April 2022 bis Jänner 2024) sogar über der Rekordinflation. „Es braucht Transparenz dahingehend, wer wieviel an den Lebensmitteln, die die Konsument:innen im heimischen Handel erwerben, verdient. Derzeit ist gut nachvollziehbar, welche Kosten beispielsweise die Landwirte tragen, aber die Preise, zu denen Waren auf den verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette gehandelt werden, kennt man zu wenig. Solange dies nicht nachvollziehbar ist, sind effiziente Maßnahmen kaum treffsicher,“ so Zangerl weiter.
Außerdem fordert AK Präsident Erwin Zangerl den Handelsverband auf, politische Forderungen der Arbeiterkammer in Brüssel und Wien zu unterstützen, denn der Druck auf die Lebensmittelindustrie, den mittlerweile bewiesenen „Österreich-Aufschlag“ endlich fallen zu lassen, kann nicht groß genug werden. „Aktuell wirkt es so, als würde der ‚Österreich-Aufschlag‘ vom Handel hingenommen und die höheren Kosten direkt an die Konsument:innen weitergegeben. Der Druck in Brüssel muss steigen, damit sich hier endlich etwas tut und die österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten das auch beim täglichen Einkauf spüren,“ fordert AK Präsident Erwin Zangerl abschließend zum gemeinsamen Handeln auf.
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