AK Präsident Erwin Zangerl
© AK Tirol/Angelo Lair
23.10.2024

AK Präsident Zangerl: "Österreich muss wieder Fahrt aufnehmen!"

Die Krisen der letzten Jahre haben den Standort Österreich in Schieflage gebracht. Aufgabe der neuen Regierung wird sein, hier gegenzusteuern. Dazu bietet auch die AK ihre Expertise an. „Wer das nicht anerkennt und annimmt, hat die Situation leider immer noch nicht begriffen“, so AK Präsident Erwin Zangerl.

Mittlerweile ist oft Österreich gemeint, wenn es um den „kranken Mann Europas“ geht: Industrie und andere Branchen wie Bau, Tourismus oder Handel klagen über eine schlechte Ertragslage und fordern Zurückhaltung bei den nächs-ten Lohnverhandlungen. Das Budgetdefizit wird über die Obergrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes springen, laut Wirtschaftsforschern wird die Wirtschaftsleis-tung Österreichs das zweite Mal in Folge schrumpfen. Hinzukommt, dass die Konsumlaune weiterhin verhalten ist. Von Steuererhöhungen ist die Rede, von einer Senkung der Lohnnebenkosten, bis hin zum Personalabbau und dem Aushöhlen des Sozialstaats. Ebenso laut wird der Ruf nach Reformen. Doch wo sinnvoll reformieren, fehlen im Budget doch nicht Millionen, sondern Milliarden? Die kommende Bundesregierung wird jedenfalls von Beginn an unter Druck stehen…

Hausgemachte Probleme

Für AK Präsident Erwin Zangerl ist allerdings klar, dass nicht jede Schräglage auf die Beschäftigten abgewälzt werden darf. „Einerseits will man die Spielregeln des freien Marktes, läuft das Spiel aber nicht so wie erwartet, sollen die Steuerzahler einspringen – das heißt, vor allem die österreichweit vier Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dass es wirtschaftliche Probleme gibt, ist aber nicht die Schuld der Beschäftigten, hier kann man die Politik nicht aus der Pflicht entlassen“, kritisiert Zangerl. „Denn eines muss klar sein: Jede Krise auf dem Rücken der Beschäftigten bewältigen zu wollen, wird sich nicht ausgehen“, so Tirols AK Präsident. Dabei sei es Unsinn zu glauben, die AK wäre gegen die Wirtschaft, wie oft behauptet wird. „Wir treten im Sinne der Sozialpartnerschaft für einen Dialog auf Augenhöhe ein und den wird es in den kommenden Monaten bzw. Jahren mehr denn je benötigen“, stellt Zangerl klar. Es sei der Arbeiterkammer immer darum gegangen, die Probleme aufzuzeigen und auch zu bekämpfen, unter denen die Wirtschaft nun leidet – vom Fachkräftemangel bis hin zu den exzessiven Energiepreisen.

Expertise anerkennen

„Viele der Probleme sind hausgemacht. Jetzt braucht es einen breiten politischen Konsens, um Österreich wieder in Fahrt zu bringen – dabei auf die Expertise der größten Inter-essenvertretung des Landes zu verzichten, ist nicht mehr zeitgemäß“, so Zangerl. Neben Vorschlägen, um die Krisen der letzten Jahre zu bewältigen, hat die AK auch einen Forderungskatalog (siehe li. u. re. Spalte) an die neue Bundesregierung vorgelegt, der vor allem die Bedürfnisse der vier Millionen Beschäftigten in Österreich berücksichtigt. Denn ohne sie, so Zangerl, wird es schwer werden, die kommenden Regierungsvorhaben umzusetzen.

offen gesagt

"Jede Krise auf dem Rücken der Beschäftigten bewältigen zu wollen, wird sich nicht
ausgehen."

Erwin Zangerl
AK Präsident

ak Forderungen an den bund im überblick


  • Arbeitsrecht
    Sechste Urlaubswoche ab dem 43. Lebensjahr für alle Arbeitnehmer:innen wie im öffentlichen Dienst.

    Wahlgerichtsstände des 
Wohnorts und des Arbeitsorts bei Kündigungs- und 
Entlassungsanfechtungen.
    Bezahlte Bildungsfreistellung auch für Betriebsräte in 
Kleinbetrieben.
    Bezahlte einwöchige Dienstfreistellung zur Lehrabschluss-Vorbereitung.
  • Arbeitsmarkt
    
Keine degressive Gestaltung des Arbeitslosengeldes.
    Recht auf Weiterbildung 
in der Arbeitslosigkeit.

  • Konsument
    
Verpflichtende Annahme von Bargeld und Wahlfreiheit bei der Bezahlung.
    Konsumentenfreundliche Änderung der Mautordnung der Asfinag.
  • Wirtschaft
    
Anpassung des 
Veranlagungsfreibetrags.

    Inflationsanpassung der 
Behindertenfreibeträge im Steuerrecht.
    Anpassung der Tagesdiäten,
der Nächtigungspauschale 
und des Kilometergelds an die Geldentwertung.
    Umwandlung der Pendlerpauschale in einen kilometerabhängigen Absetzbetrag.
  • Soziales

    Ausbau der kontinuierlichen Altersteilzeit auf 7 Jahre mit Rechtsanspruch.
  • Wohnen
    
Keine Weiterverrechnung von Grundsteuer, Verwaltungs- und Versicherungskosten an Mieter.
    Mietpreiserhöhungen nicht nach VPI, sondern nach 
Schweizer Vorbild.
    Mietkauf: Maximaler Kaufpreis muss bereits im Mietvertrag festgelegt sein.

Den gesamten Forderungskatalog der AK finden Sie in der rechten Spalte als Download.


Kontakt

Kontakt

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: presse@ak-tirol.com

Telefon: +43 800 22 55 22 1300
(Kostenlose Hotline )

Fax: +43 512 5340 1290

Das könnte Sie auch interessieren

Portraitbild von AK Präsident Erwin Zangerl.

Zangerl: "Wir arbeiten nicht gegen die Wirtschaft"

Dass die AK gegen die Wirtschaft arbeiten würde, wie gern behauptet wird, ist für AK Präsident Zangerl reine Polemik. Mehr dazu im Interview.