Portraitbild von AK Präsident Erwin Zangerl.
© AK Tirol/ Angelo Lair
23.10.2024

AK Präsident Zangerl: "Wir arbeiten nicht gegen die Wirtschaft!"

Dass die AK gegen die Wirtschaft arbeiten würde, wie gern behauptet wird, ist für AK Präsident Erwin Zangerl reine Polemik. Im Gegenteil: „Unser Ansinnen war immer, die Wirtschaft zu stärken, aber die Wirtschaft kann nur funktionieren, wenn es den Beschäftigten gut geht, die das Land am Laufen halten“, betont AK Präsident Erwin Zangerl im Interview.

Herr Präsident, die derzeitigen Wirtschaftsaussichten sind trüb, der Konsum nach wie vor verhalten. Anlass zur Sorge?
AK Präsident Erwin Zangerl: Natürlich gibt das Anlass zur Sorge, aber nicht zur Panik. Entscheidend wird sein, wie die neue Bundesregierung an diese Probleme herangeht. Es wurden natürlich Fehler in der Bewältigung der zahlreichen Krisen gemacht, die nun den Standort belas­ten, aber ich gehe davon aus, dass man diese Fehler nicht wiederholen will. Für einige ist es eine Chance, sich zu rehabilitieren, für andere zu zeigen, was sie können. Eines muss aber allen Beteiligten klar sein: Es geht um die Zukunft Österreichs und um die Zukunft von vier Millionen Beschäftigten im Land – da sollte man dann schon die Chancen nutzen.

Man hat aber auch kritisiert, dass gerade eine Interessenvertretung wie die AK ein Hemmschuh für die Wirtschaft sei…
Mittlerweile hat der Großteil der Kritiker eingesehen, dass wir genau diejenigen Probleme aufgezeigt und auch bekämpft haben, unter denen die Wirtschaft nun leidet. Die Wirtschaft mag ein abstrakter Begriff sein, aber das sind die Wirtschafts­treibenden und vor allem die Beschäftigten, die das Land am Laufen halten. Die Wirtschaft, das sind wir alle und das sind die vier Millionen Menschen, die wir vertreten. Es ist also Unsinn zu glauben, die AK wäre gegen die Wirtschaft, das ist reine Polemik. Im Gegenteil: Unser Ansinnen war es immer, die Wirtschaft zu stärken, aber oft zählt der Prophet im eigenen Land zu wenig. Zu sagen ‚gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut‘, ist deshalb zu kurz gegriffen. Es wird schon den Menschen gut gehen müssen, damit die Wirtschaft überhaupt funktioniert. Darauf haben wir immer hingewiesen und wir haben auch in diesem Sinne gehandelt.

Wo zum Beispiel?
Es wird seitens der Wirtschaft über die hohen Energiekosten diskutiert, die den Standort gefährden und die AK war die erste, die nicht nur darauf hingewiesen, sondern sich auch erfolgreich dagegen gewehrt hat. Es wird über den Bürokratieabbau diskutiert und auch den haben wir längst gefordert. Ob er soviel bringt, wie einige erwarten, sei dahingestellt, entscheidend sind ein Kassasturz und ein realistischer Businessplan, wie ihn jedes Unternehmen haben muss. Hier gäbe es viel Handlungsspielraum, ohne die Beschäftigten zu benachteiligen, wie auch beim Förderwesen. Wir haben auch die hohen Kosten auf Arbeit kritisiert. Die Wirtschaft will nun bessere Rahmenbedingungen für Beschäftigte, mehr Vollzeitarbeitsplätze und mehr Fokus auf den Standort – alles Themen, die wir seit Jahren fordern. Aber offensichtlich brauchte es erst zahlreiche Krisen und eine lang dauernde Rezession, bis klar wurde, dass wir nicht gegen die Wirtschaft, sondern für die Menschen im Land arbeiten. Und das wird auch die Aufgabe für die kommende Regierung sein: Eine offene Diskussion auf Augenhöhe und Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Weg vom Trennenden hin zum Gemeinsamen mit einem klaren Ziel: Österreich muss wirtschafts-, sozial- und gesellschaftspolitisch wieder Fahrt aufnehmen. Und das wird nur gehen, wenn alle konstruktiven Kräfte eingebunden werden, auch die Sozialpartner.

Aufregung gab es in den letzten Monaten auch um die Einheimischentarife…
…ebenfalls ein Beispiel was passiert, wenn man die AK nicht miteinbezieht. Öffentlich losgetreten wurde die Debatte vom VKI, der gewisse Vertragsbestimmungen des Tiroler Freizeittickets kritisierte und plötzlich auch den Einheimischen-Tarif zur Sprache gebracht hat. Und um es auch an dieser Stelle noch einmal klar zu sagen: Die AK Tirol war in die Klage des Vereins für Konsumenteninformation in keinster Weise miteinbezogen und hat natürlich auch keine Zustimmung zur VKI-Klage erteilt, wir hätten auch niemals zugestimmt, wären wir darüber informiert gewesen. Genehmigt wurde die Klage vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist, wirft natürlich Fragen auf, denen wir nachgehen. Auf jeden Fall werden wir alles versuchen, was möglich ist, und uns auch mit der Bundesregierung in Verbindung setzen, sobald festeht, wer der richtige Ansprechpartner ist.

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