
Keine Tarif-Vergünstigungen: Tiroler durch Gästekarten diskriminiert!
„Einheimische dürfen im eigenen Land nicht zweitklassig behandelt werden“, stellt AK Präsident Erwin Zangerl klar. Sollte es im Laufe des Jahres zu keiner Lösung kommen, muss die Landesregierung einen Gesetzesvorschlag einbringen, um die Diskrimierung von Einheimischen gegenüber Gästen zu unterbinden, fordert Zangerl.Bereits im vergangenen Sommer hatte AK Präsident Erwin Zangerl davor gewarnt, die Einheimischen-Tarife ohne Ersatzlösung abzuschaffen. Zangerl brachte diesbezüglich auch die Diskriminierung von Einheimischen durch die sogenannten „Gästekarten“ ins Spiel. Sollte es bis Ende des Jahres keine Lösung bei den Einheimischen-Tarifen geben, richtet Zangerl an die Landesregierung die Forderung, einen Gesetzesvorschlag einzubringen, um die Diskriminierung von Einheimischen gegenüber Gästen zu unterbinden. Denn während Gäste etwa durch einheimische Steuern finanzierte Infrastruktur wie Badeanlagen teils kostenlos nutzen können oder große Vorteile bei vergünstigten Skikarten haben, bleiben Einheimischen diese Möglichkeiten verwehrt. Vor allem Gäste aus dem bayerischen Raum profitieren derzeit von speziellen Kombi-Angeboten, bei denen Tagesskipässe diverser Skigebiete wesentlich vergünstigt sind.
Luxuriös auf die Piste
München-Tirol-retour in einem Luxusreisebus inklusive Frühstück und Service an Bord plus Tagesskipass um knapp 70 Euro – dieses und weitere Angebote mehrerer Skigebiete in ganz Tirol erhitzen derzeit die Gemüter vieler Einheimischer, die sich bei Tagesskipass-Preisen von bis zu 80 Euro das Skifahren in Tirol kaum noch leisten können. Hinzukommt, dass es in Tirol zahlreiche, von den Tourismusverbänden getragene „Gästekarten“-Modelle gibt, wonach Touristen, die in Beherbergungsbetrieben einer Region übernachten, durch das Vorweisen ihrer Gästekarte die touristische Infrastruktur, aber auch die öffentliche Verkehrsinfrastruktur zu geringeren Preisen in Anspruch nehmen können als die einheimische Bevölkerung – mitunter aufgrund der Gästekarte sogar kostenlos. „Damit werden Einheimische im Vergleich zu den Touristen klar benachteiligt, und wenn schon die Einheimischen-Tarife als diskriminierend gelten, dann stellt auch die Gästekarte eine Diskriminierung dar“, stellt AK Präsident Zangerl klar. Denn die einheimische Bevölkerung wird dadurch klar benachteiligt. „Gibt es hier bis Ende 2025 keine Lösung, werden wir diese Diskriminierung bekämpfen“, so Zangerl.
Landesregierung gefordert
Denn die Beseitigung von Diskriminierungen österreichischer Staatsbürger:innen ist in Österreich Angelegenheit des zuständigen nationalen Gesetzgebers. Im konkreten Fall geht es damit um die Beseitigung der Diskriminierung von Tirolerinnen und Tirolern im Verhältnis zu jenen Tourist:innen, die in den Genuss der Gästekarten kommen. Da Angelegenheiten des Tourismus in die Gesetzgebungs- und Vollziehungskompetenz der Länder fallen, ist das Land Tirol in der Lage, eine gesetzliche Regelung zu erlassen, wonach die Tiroler Tourismusverbände verpflichtet sind, die Gleichbehandlung zwischen Gästen und Einheimischen zu wahren.
„Auch wenn der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, darf nicht vergessen werden, dass die Bevölkerung ihn mitträgt und durch ihre Steuern und Abgaben wesentlich zur Schaffung und Aufrechterhaltung der dafür notwendigen Infrastruktur beiträgt. Ihnen jetzt die Vergünstigungen vorzuenthalten, während Gäste in den Genuss dieser Vergünstigungen kommen, wird die Tourismusverdrossenheit, die bei vielen herrscht, nur verstärken. Das Land muss deshalb handeln und entweder eine Lösung bei den Einheimischen-Tarifen finden, oder es muss den Tiroler Tourismusverbänden per Gesetz ein Gleichbehandlungsgebot zwischen Gästen und Einheimischen auferlegen“, so Zangerl abschließend.
GEOBLOCKING-verordnung I
AK kämpft weiter für Einheimischen-Tarife
Gemeinsam mit Land Tirol und Tiroler Wirtschaftskammer hat die AK Tirol ein Schreiben an EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerichtet. Auf EU-Ebene soll nun versucht werden, die umstrittene Geoblocking-Verordnung zu entschärfen – diese Verordnung stellt ja bekanntlich die Grundlage für das Aus der Einheimischen-Tarife dar. Laut AK ist die Geoblocking-Verordnung grundsätzlich zwar sinnvoll, in zwei Bereichen jedoch überschießend. Zu weitgehend ist, dass sich beide auf die von Tourismus regional betroffene Bevölkerung beziehen: Erstens soll es Ausnahmen für die Inanspruchnahme sozialer Infrastruktur durch die finanzierende Bevölkerung geben und zweitens für die Inanspruchnahme touristischer Einrichtungen zur Gesundheits-, Familien-, Kultur- und Bildungsförderung.
„Der Tourismus ist für alle Mitgliedstaaten der EU ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Nur: Die positive Tourismusgesinnung der davon betroffenen Bevölkerung schwindet zunehmend. Demonstrationen direkt gegen Tourist:innen oder gegen Tourismus, verhängte Betretungsverbote und zunehmende Betretungsbeschränkungen sind dafür ein deutliches Zeugnis. Hier muss ein Umdenken stattfinden, Einheimische dürfen im eigenen Land nicht zu Menschen zweiter Klasse werden“, sagt dazu AK Präsident Erwin Zangerl. Problematisch sieht er die Entwicklung auch im Hinblick auf eine Einheimischendiskriminierung, da Gäste durch diverse Gästevergünstigungen bevorzugt werden, zudem gäbe es bezüglich der Einheimischen-Tarife in den Mitgliedsstaaten keine einheitliche Linie.
Ein Etappenziel ist bereits erreicht: Die EU-Kommission will die umstrittene Verordnung evaluieren und hat die Mitgliedstaaten zur Stellungnahme aufgefordert, das Schreiben von Land Tirol, Wirtschaftskammer und AK Tirol soll der Stellungnahme des Bundes Nachdruck verleihen. „Immerhin ist Tirol ein zentrales Tourismusland, deshalb erwarte ich mir, dass die EU diese besondere Situation berücksichtigt“, so Zangerl.
BEISPIEL SÜDTIROL
Rätsel um Einheimischen-Tarife
Das sensible Thema Einheimischen-Tarife ist um ein Kapitel reicher: Während in Tirol restriktiv dagegen vorgegangen wird, werden in Südtirol vergünstigte Tarife extra beworben…
Groß war die Verwunderung, als via Südtiroler Medien auf die Vorzüge vergünstiger Tarife für Einheimische hingewiesen wurde – etwa im Zuge des Südtirol- Passes.
Für AK Präsident Erwin Zangerl wird hier mit zweierlei Maß gemessen: „Einerseits will man heimische Unternehmen abstrafen, wenn sie Einheimischen-Tarife anbieten, andererseits wird im benachbarten Südtirol explizit damit geworben, und zwar mit Vorteilskarten quer durch alle Altersgruppen. Hier muss endlich Klarheit geschaffen werden, warum in Südtirol bzw. dem benachbarten Ausland ermäßigte Tarife für Einheimische gelten, in Tirol bzw. Österreich aber nicht“, so Zangerl, der die neue Bundesregierung zum Handeln auffordert.
„Ich erwarte mir rasch ein klares Bekenntnis zu den Einheimischen-Tarifen sowie eine klare Aussage, wie das zu regeln ist“, stellt Zangerl klar. Denn die derzeitige Gesetzeslage stellt sich gegen jegliche Tarifvergünstigungen für Einheimische, sagt Zangerl. Trotzdem versprechen diverse Vorteils-Karten im benachbarten Südtirol Vergünstigungen für Einheimische von mindestens 30 Prozent, wie der Südtirol-Pass. Dieser kann etwa online von Personen mit italienischer Steuernummer beantragt werden, die in der EU oder der Schweiz ansässig sind oder in Südtirol arbeiten, zur Schule gehen oder studieren. „Eine klare Verletzung des Europarechts, die öffentlich beworben wird und die ganze Diskussion in Österreich ad absurdum führt“, sagt dazu AK Präsident Erwin Zangerl. Ausschlaggebend dabei ist die sogenannte Geoblocking-Verordnung (siehe oben), die nun auf Betreiben der AK auf EU-Ebene geprüft werden soll.
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