AK Tirol, Friedle
© AK Tirol, Friedle
22.2.2024

AK Zangerl: "Die kommenden Jahre werden kein Spaziergang!"

Nach fünf schwierigen Jahren mit Pandemie, Teuerung und geopolitischen Verwerfungen zieht der 
in seinem Amt bestätigte AK Präsident Erwin Zangerl Bilanz und spricht im Interview über die gestiegene Wahlbeteiligung, kommende Aufgaben und wie dringend anstehende Probleme rascher gelöst werden könnten.

Herr Präsident, die AK Wahlen 2024 sind geschlagen und haben durchaus interessante Ergebnisse gebracht. Was als ers-tes auffällt, ist, dass die Wahlbeteiligung um knapp 5 Prozent gestiegen ist. Ist das für Sie überraschend?
Zangerl: Wir liegen in allen Umfragen in Bezug auf Vertrauen oder  Qualität der Beratung ganz weit vorne. Und ich denke, wir haben in den letzten fünf Jahren, die sowohl für die Beschäftigten als auch für uns überaus schwierig waren, unter Beweis gestellt, was wir zu leisten im Stande sind. Ich verweise hier nur auf die Auseinandersetzung mit der TIWAG, wo wir den Tirolerinnen und Tirolern dutzende Millionen Euro erspart haben. Wir waren auch zur Stelle, als es um große Insolvenzen wie kika/Leiner oder die GemNova ging, wo wir uns dafür eingesetzt haben, dass die Betroffenen zu ihrem Recht und ihrem Geld kommen. Wir sind zur Stelle, wenn es um Maßnahmen gegen die Teuerung geht, egal ob bei Energie, Wohnen oder Lebensmittelpreisen. Mittlerweile sind wir nicht nur eine Arbeiterkammer, sondern eine Lebenskammer geworden. All das hinterlässt natürlich einen positiven Eindruck bei den Mitgliedern und das haben sie bei der Wahl deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich persönlich bin überaus froh über diese Entwicklung, weil die Wahlbeteiligung von diversen politischen Gruppierungen ja immer als eine Art Druckmittel gegen uns verwendet wird. Dann stellen diese Leute wieder die Frage, ob es die AK eigentlich noch braucht, wenn die Wahlbeteiligung geringer gewesen wäre als 2019. Wir wissen aber, dass auch jene, die nicht wählen, die AK sehr schätzen. Es ist leider ein Zug unserer Zeit, dass aufgrund einer generellen Politikverdrossenheit auch die Wahlbeteiligungen von Interessenvertretungen leiden. So gesehen bin ich mit dem Ergebnis überaus zufrieden und möchte an dieser Stelle auch all jenen danken, die ihre Stimme abgegeben haben.

Offen gesagt

"Mittlerweile sind wir nicht nur eine 
Arbeiterkammer, sondern ein Lebenskammer. All das hinterlässt einen
positiven Eindruck 
und hat die Wahlbeteiligung
beeinflusst."

Erwin Zangerl,
AK Präsident

Es heißt ja „nach der Wahl ist vor der Wahl“. Gilt das auch nach einer für Sie so erfolgreichen AK Wahl?
Unser Auftrag heißt Arbeit. Ich habe diese Wahl nicht geschlagen, um mich dann ins stille Kämmerchen zurückzuziehen. Das heißt für uns weiterarbeiten an der Schaffung einer gerechteren Arbeits- und Lebenswelt. Diese Aufgabe wird uns angesichts von Globalisierung, Digitalisierung, Automatisierung und Beschleunigung in der Arbeitswelt mehr denn je fordern. Wertschätzung geht vor Wertschöpfung, dieser Leitgedanke gilt für uns nach wie vor und soll für einen positiven Aufschwung sorgen. Wenn einige Gruppen ihre Einzelinteressen einem gemeinsamen Ziel unterordnen würden, ließen sich viele offene Probleme relativ rasch im Sinne der Arbeitnehmer:innen lösen. Deshalb kann die Devise nur sein, gemeinsam für dieses Land zu arbeiten.

Beim so wichtigen Thema Energiekosten hatte man bisher allerdings nicht den Eindruck, dass hier gemeinsam an einem Strang gezogen wird…
Hier geht es leider um interne Machtkämpfe und persönliche Befindlichkeiten. Das ist weder in der Privatwirtschaft gut, noch bei einem Landesunternehmen wie der TIWAG. Das Ganze  erreicht ja eine Dimension, wo nicht mehr das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund steht, sondern nur mehr der Profit. Das Landesunternehmen hat sich komplett vom Eigentümer abgekoppelt. Das ist für den Eigentümervertreter ein massives Problem, denn er wird letztlich in diesen Machtkampf verwickelt und nach unten gezogen. Das ist eine Entwicklung, die ich nicht gutheiße. Aber die Botschaft der AK ist klar: Wir wollen einen günstigen Strompreis und Transparenz.

Welche politischen Maßnahmen sehen Sie jetzt vordringlich?
Wie gesagt, ich stelle immer das Gemeinsame in den Mittelpunkt meiner Arbeit. Sobald sich die neue AK Vollversammlung konstituiert hat, möchte ich mich mit allen in der Vollversammlung vertretenen Fraktionen darüber austauschen, wie Arbeit, Leben und Wohnen in Tirol abgesichert werden können. Wir müssen für die hohen Lebenshaltungskosten Lösungen finden, wie für die Energiekos-ten. Hier geht es ja nicht nur um Strom, sondern auch um Gas und Fernwärme, es geht um den Netzausbau und erneuerbare Energien. Das ist ein großes Thema, denn es geht hier wiederum um hohe Kos-ten für den einzelnen Bürger. Es wird Diskussionen über die Lohnnebenkostensenkung und die Pensionen geben und es ist möglich, dass sich im Herbst das politische Klima in Österreich stark verändert. Hier braucht es dann für die Arbeitnehmer-Familien eine  Vertretung, die sattelfest ist: Ich denke, die kommenden Jahre werden deshalb für uns kein Spaziergang werden.

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